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Ukraine

Kritische Analyse des 28 Punkte Planes

Titelbild: Beispielbild Pixabay 
Der sogenannte 28-Punkte-Friedensplan, den die Trump-Administration kürzlich als Blaupause für das Ende des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine präsentiert hat, ist weniger ein diplomatischer Durchbruch als vielmehr eine umfassende Kapitulation vor den Forderungen Moskaus, verpackt in die Rhetorik eines pragmatischen Deals.
Dieser Entwurf, der am 20. November 2025 in Kiew ukrainischen Verantwortlichen unterbreitet wurde und bis Donnerstag, den 27. November, eine Zustimmung von Präsident Wolodymyr Selenskyj fordern soll, zielt darauf ab, einen sofortigen Waffenstillstand zu erzwingen, indem er die Ukraine zu weitreichenden territorialen, militärischen und geopolitischen Zugeständnissen nötigt.
Statt wahre Souveränität und langfristige Sicherheit zu gewährleisten, belohnt der Plan die Aggression Wladimir Putins, untergräbt die Prinzipien des Völkerrechts und riskiert, den Boden für zukünftige Konflikte zu bereiten – ein Muster, das Trumps Außenpolitik seit Jahren prägt, geprägt von kurzfristigen Siegen auf Kosten nachhaltiger Stabilität.

In einer Zeit, in der die Ukraine trotz enormer Verluste tapfer Widerstand leistet, wirkt dieser Vorschlag nicht wie eine Brücke zum Frieden, sondern wie ein Ultimatum, das die Opfer der vergangenen Jahre entwerten und die europäische Sicherheitsarchitektur nachhaltig schwächen würde.

Im Kern des Plans steht die Anerkennung russischer Annexionen, die weit über die derzeitige Frontlinie hinausgehen und die Ukraine zwingen, Gebiete abzugeben, die sie noch immer kontrolliert.
So soll Kiew die vollständige Souveränität über die Krim, Donezk und Luhansk aufgeben – Regionen, die Russland seit 2014 und 2022 de facto besetzt hält, aber wo ukrainische Streitkräfte immer noch etwa ein Drittel des Territoriums halten. Diese Forderung ignoriert nicht nur die völkerrechtliche Realität, dass diese Gebiete nach UN-Resolutionen und dem Budapester Memorandum von 1994 unantastbar sind, sondern stellt auch eine direkte Belohnung für Putins Expansionsdrang dar. Statt Russland zum vollständigen Rückzug zu verpflichten, wie es eine faire Lösung erfordern würde, erlaubt der Plan nur minimale Abzüge russischer Truppen aus einzelnen Enklaven, während die Ukraine gezwungen wird, ihre Präsenz in den besetzten Zonen aufzugeben. Kritiker wie die finnische Außenministerin Elina Valtonen haben zu Recht bemerkt, dass dies die UN-Charta mit Füßen tritt, indem es Grenzveränderungen durch Gewalt legitimiert und das Recht auf Selbstbestimmung der Ukrainer opfert.

Die Konsequenzen sind verheerend: Millionen von Menschen, die in diesen Regionen leben, würden unter dauerhafter russischer Herrschaft leiden, mit fortgesetzter Unterdrückung russischsprachiger Minderheiten, die der Plan lediglich vage als „Schutz“ thematisiert, ohne konkrete Garantien zu bieten.

Dieses territoriale Diktat erinnert an die Münchner Abkommen von 1938, wo der Westen Böhmen und Mähren opferte, um den Frieden zu „sichern“ – nur um den Zweiten Weltkrieg zu beschleunigen.

Noch problematischer ist die militärische Demilitarisierung der Ukraine, die den Plan zu einem Werkzeug der russischen Hegemonie macht. Die Begrenzung der ukrainischen Streitkräfte auf 600.000 Soldaten – eine willkürliche Obergrenze, die die aktuelle Mobilmachung kappen und die Verteidigungsfähigkeit langfristig lähmen würde – ist nichts anderes als eine einseitige Abrüstung unter dem Deckmantel des Friedens.

Ergänzt wird dies durch Verbote für westliche Militärhilfe jenseits eines bestimmten Umfangs und die Forderung nach einer „Neutralität“ der Ukraine, die jegliche Ambitionen auf eine NATO-Mitgliedschaft ausschließt. Hier offenbart sich die geopolitische Naivität oder gar Absicht des Plans: Indem er die Ukraine dauerhaft von der euroatlantischen Sicherheitsumklammerung abschneidet, schafft er eine Pufferzone, die Putin immer wieder für neue Aggressionen nutzen könnte. Die versprochene „NATO-ähnliche Sicherheitsgarantie“ für Kiew klingt verlockend, ist aber hohl – sie verpflichtet weder die USA noch Europa zu einem Artikel-5-ähnlichen Schutz, sondern lässt die Durchsetzung vage einem „Friedensrat“ unter Trumps Vorsitz über, der Sanktionen nur bei Verletzungen verhängen soll.

In der Praxis bedeutet das:

Russland könnte seine Truppen jederzeit wieder aufmarschieren lassen, ohne dass eine glaubwürdige Abschreckung existiert. Dies widerspricht nicht nur Selenskyjs rotem Linien – Souveränität, territoriale Integrität und Freiheit –, sondern untergräbt auch die Glaubwürdigkeit des Westens.

Wie der Center for American Progress treffend analysiert, lädt solch ein Kompromiss nicht zum Frieden ein, sondern bereitet den nächsten Krieg vor, indem er Aggressoren signalisiert, dass Gewalt lohnt.

Der Plan enthält zwar einige Elemente, die auf den ersten Blick ausgewogen wirken, wie die Forderung nach einem umfassenden Nichtangriffspakt zwischen Russland, der Ukraine und Europa oder die Einrichtung eines US-Russland-Sicherheitsgremiums, doch selbst diese sind von einer einseitigen Logik durchzogen. Die Nutzung eingefrorener russischer Assets über 100 Milliarden Dollar für einen gemeinsamen Investitionsfonds klingt innovativ, dient aber letztlich der Stabilisierung Moskaus, ohne dass vergleichbare Kompensationen für die ukrainischen Verluste vorgesehen sind. Die Auflage, Neuwahlen in der Ukraine innerhalb von 100 Tagen nach dem Abkommen abzuhalten, könnte als demokratischer Impuls gelten, birgt aber das Risiko destabilisierender Turbulenzen in einem Land, das gerade erst aus dem Kriegschaos auferstehen muss – ein Manöver, das an Trumps Vorliebe für polarisierende Wahlen erinnert. Zudem fordert der Plan einen Dialog zwischen Russland und der NATO, was theoretisch deeskalierend wirken könnte, in der Realität jedoch Putins Paranoia vor westlicher Expansion nährt, ohne echte Zugeständnisse von Moskau zu erzwingen.

Die Behauptung der Trump-Regierung, der Plan sei ein „lebendes Dokument“, das Anpassungen erlaube, klingt wie eine Ausrede: Er spiegelt bereits Rückmeldungen aus russisch-amerikanischen Backchannel-Gesprächen wider, initiiert von Trumps Sondergesandtem Steve Witkoff und Putins Investitionsbeauftragtem Kirill Dmitriev, und ignoriert weitgehend ukrainische und europäische Bedenken.

Europäische Führer wie der deutsche Außenminister Johann Wadephul oder EU-Ratspräsident Antonio Costa haben den Entwurf als unvollständig abgetan, und Selenskyj selbst warnte vor einer „schwierigen Wahl“ zwischen Würdeverlust und dem Risiko, den US-Partner zu verlieren – eine Drohung, die Trumps transatlantische Beziehungen weiter vergiften könnte.

Aus geopolitischer Perspektive ist der 28-Punkte-Plan ein Desaster für die westliche Allianz und eine Einladung an autoritäre Regime weltweit. Indem er Russlands Kernforderungen – territoriale Gewinne, Neutralität der Ukraine und Begrenzung westlicher Einflussnahme – akzeptiert, signalisiert er, dass militärische Erpressung Erfolge erzielt, was nicht nur die Ukraine, sondern auch Staaten wie Georgien, Moldau oder die baltischen Republiken verunsichert. Die USA, die unter Trump bereits in der NATO als unzuverlässiger Partner gelten, würden durch diesen Deal ihre moralische Autorität einbüßen und China ermutigen, ähnliche Taktiken in Taiwan anzuwenden. Wirtschaftlich mag der Plan kurzfristig Entlastung bringen, etwa durch die Freigabe von Assets für Wiederaufbau, doch die langfristigen Kosten – eine geschwächte Europa, höhere Verteidigungsausgaben und ein destabilisiertes Energiesystem – übersteigen jede Einsparung bei US-Hilfen bei Weitem. Trumps Rhetorik, der Krieg ende „schnell und win-win“, entlarvt sich als Wunschdenken: Nach fünf Jahren Zerstörung, Hunderttausenden Toten und Milliarden an Schäden ist wahrer Frieden nur durch russischen Rückzug, Reparationen und robuste Garantien möglich, nicht durch einseitige Opfergaben.

Zusammenfassend ist Trumps 28-Punkte-Plan kein Pfad zur Versöhnung, sondern eine Formel für erzwungenen Stillstand, die die Ukraine entrechtet, Russland stärkt und den Westen spaltet. Er verkörpert die Essenz trumpistischer Diplomatie: Show statt Substanz, Deals um jeden Preis, die Aggressoren begünstigen und Opfer ignorieren. Solange Kiew und Europa nicht einheitlich kontern – etwa mit einem eigenen Vorschlag, der auf UN-Prinzipien basiert –, droht der Plan, den aktuellen Status quo zu zementieren: Kein Frieden, sondern eine gefährliche Illusion davon. Die Ukraine verdient Besseres – und die Welt eine Außenpolitik, die Stärke durch Prinzipien zeigt, nicht durch Kapitulation.

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