Kriminalfälle

Der schier unglaubliche Windsor Verlag

Update 9.09.2020 Ermittlungsverfahren vorläufig eingestellt

Das Ermittlungsverfahren 590 UJs 3681/18 gegen die beteiligten Mitarbeiter von Windsor wurde durch die Staatsanwaltschaft am Landgericht Köln eingestellt.

Die Begründung der Staatsanwalschaft ist befremdlich, die Täter hätten nicht ausfindig gemacht werden können. Das trifft die österreichischen Autoren besonders hart.

Eine Spur wäre in Australien versandet.

Dem ist nicht so, weil die Täter in der Schweiz noch Firmen unterhalten. Es ging um Millionengeldwäsche. Die Urhberrechte sind noch immer nicht geklärt.

Hier zur Erinnerung der Sachverhalt.

Einer der größten Skandale der deutschen Verlags-und Buchbranche entblättert sich

Die lustigen Weiber vom Windsor Verlag

Miriam Ziegler, eine der Autorinnen des Windsor Verlages war ob ihrer 10 Jahre Alter schon recht weise: „Einige können sich in Luft auflösen, andere können Gegenstände verschwinden lassen.“ Andere ganze Verlage, wie ein Houdini generalstabsmässig, gleich verschwinden lassen. Die Staatsanwaltschaft am Landgericht in Hamburg und das LKA 55 in der Hansestadt ermitteln unter dem Aktenzeichen  LKA553/1K/0238427/2018 seit Frühjahr 2018.

Wer nicht hören wollte, dass Zuschussverlage nur an den eigenen Vorteil denken, wurde hier eines anderen belehrt. Autoren zahlten tausende Euros für eine Leistung, die sie auch bei BoD (Books on Demand) oder Tredition erhalten hätten,  nur bedeutend günstiger.

Abgesehen von den aggressiven Methoden der Frau Hartmann, war das Gebaren des Windsor Verlages von ungeheurer Gier geprägt. Verlegt wurde alles, wohl aufgehübscht durch die Arbeit durch BoD. BoD alleine ist es zu verdanken, dass die Qualität herausgebracht wurde, die Kunden für viel Geld bei dem Windsor Verlag erkaufen mussten. BoD war in dem Zusammenhang auch Opfer und nicht Mittäter, wie es einige Posts in den sozialen Medien darstellten.

Schon frühzeitig, 2013, hatte sich Sönke Schulz von Tredition in Hamburg von den Damen des Windsor Verlages losgesagt. Er hatte guten Grund und wohl das richtige Bauchgefühl. Der Windsor Verlag hatte gegen den Vertrag verstoßen und den Hamburger Self-Publishing – Mogul Schulz wohl um Geld betrogen.
Damit wandte er erheblichen Schaden von sich und den Autoren, die betroffen waren, ab. Später, nach dem Verschwinden der Windsors, nahm er die vollkommen verstörten Autoren auf. Eine noble, auch werbewirksame Geste für Tredition.

Die vermeintlichen Angestellten des noblen Vorschussverlages Windsor verschwanden, darunter Monika Hartmann, die selbst als Motivationsstütze für die Autoren ein eher bescheidenes Self-Publishing verlegte.

Ein weiteres Buch der Monika Hartmann floppte komplett . So einfach war das doch nicht mit dem Buchschreiben. Das Werk der Monika Hartmann, die wie ein Fotomodell auf den Bildern wirkte, die von ihr veröffentlicht wurden, erschien wie ein schäbiges Plagiat. Dieser Umstand jedoch steht auf einem anderen Blatt.

Windsors Aushängeschild, screenshot kasaan media, 2018

Windsors Aushängeschild, screenshot kasaan media, 2018

Dafür mussten aber andere die exorbitanten Kosten des Zuschussverlages tragen. Joanne K. Rowling hätte nicht mit Windsor verlegt. Die Werbung der Frau Hartmann implizierte dies.

Laut der Aussagen einiger Autoren verschwanden die Ansprechpartner am 21. März 2018 auf Nimmerwiedersehen. Plötzlich verstummte die sonst auf twitter so omnipräsente, selbstgefällige Darstellung des Windsor Verlages, den man schon hätte als Bot verstehen können.

Die Planung des digitalen Endes der Windsors war ein organisatorisches Meisterstück, das Erfahrung und Talent auf dem Gebiet zeigte.

Es war Zeit, die Situation war kritisch.

Es stand zu vermuten, dass auch andere Druckereien, die Windsor beauftragt hatte, nervös wurden. Durch einen dummen Zufall war wahrscheinlich der ganze schöne Plan aufgeflogen.
Welcher Zufall, bleibt ungewiss.
Wahrscheinlich hing es mit den Abrechnungen zusammen, die von Anbeginn an falsch ausgestellt worden waren. Dafür konnten die nur zögerlich zahlenden e-Book Provider, wie amazon, verantwortlich gehalten werden.
Nein, wahrscheinlich hatte man noch einmal richtig Kasse gemacht. Zahlungen von Autoren aus diesen Tagen gingen auf Banken, die keine Schufa-Anfragen stellten und auf ausländische Kreditinstitute, wie in Wien oder Innsbruck.

Nun war auch Windsor-Mitarbeiter Somes verschwunden, wohin, das weiss bis heute niemand. Angeblich soll er irgendwann im Frühjahr in West-China vom Erdboden verschluckt worden sein. Wo genau, das konnte niemand sagen.
Nachfragen bei chinesischen Behörden ergaben, dass in der Zeit niemand auf diesen Namen in die Volksrepublik eingereist war, vermisst wurde, oder als vermisst gemeldet worden war.

Das Drehbuch der Windsors war zu Ende, kann der Betrachter vermuten.

Nein, weit gefehlt.

Das Abtauchen der Verantwortlichen war von Anfang an geplant. Dazu wurde nach dem ungeplanten Ende mit Tredition, BoD in Norderstedt bei Hamburg für den Druck ausgesucht.

2012 war die Goldgräberstimmung bei den On Demand Druckern noch gestiegen. Seltsam, dass BoD die Unbekannten nicht gesehen hatte oder die Umstände, trotz der räumlichen Nähe zu den Windsors, in Jahren nicht festgestellt hatte, wer sich eigentlich hinter den Windsors verbarg. Was kein Vorwurf an BoD sein sollte, doch sich aus dem Gesamtzusammenhang ergibt.

Der Geschäftsführer Dr. Robertz von BoD konnte sich nicht auf Anfrage daran erinnern. Er wollte sich erkundigen. Leider konnte vor Redaktionsschluss dieser Umstand nicht geklärt werden, er wird in einem Folgeartikel nochmals behandelt. Interessant in diesem Zusammenhang wäre auch gewesen, wieviele Bücher eigentlich über den Norderstedter Self-Publishing-Riesen im Auftrag von Windsor gedruckt wurden. Und an welche Adresse die Rechnungen des Drucks gegangen waren.

Einige Autoren wunderten sich über diesen Fakt.

Festzuhalten ist in diesem Zusammenhang, BoD ist eine innovative Vorschuss-Druckerei und kein Nachrichtendienst, der verpflichtet ist oder war, die Identität der Damen vom Windsor Verlag festzustellen.

Auf den Spuren Phileas Foggs

Die Recherche zu diesem Artikel führte uns Journalisten um die ganze Erde, durch ein Netzwerk von sage und schreibe 32 (!) Schein-und Briefkastenfirmen.

Dabei kann man, nach den Recherchen, von einer international operierenden kriminellen Vereinigung ausgehen, im Sinne des §129 b StGB. Unsere letzte Spur führte bis ins Schweizer Kanton Thurgau, nach Wängi. Dort ist der Wohnsitz der angeblich Verschollenen. Sie sollen sehr munter sein und Frau Evseeva tatsächlich eine russische Herkunft besitzen.

Die lustigen Weiber von Windsor, screenshot kasaan media, 2018

Die lustigen Weiber von Windsor, screenshot kasaan media, 2018

Dort, in der Schweiz allerdings war die Jagd nicht zu Ende, dort fing sie eigentlich erst an und führte auf den indischen Subkontinent. Zu einer Telefonnummer, die mit dem Geschehen nicht im kausalen Zusammenhang steht.

Der verschollene Somes ( richtig heisst er wahrscheinlich Ernest J. Siegert) ist nicht nur eine Schande für alle Verleger, sondern er ist für einen Vermissten noch eher hyperaktiv.

Es ist nicht Somes. Nochmals, Somes gibt es nicht.

Am Ende des Artikel folgt eine Liste von Domains, die der Unbekannte unterhält, der sich Somes nennt. Viele dieser Domains betrieben Eigenwerbung, schon bevor das Projekt Windsor überhaupt losging.

Wer sich von den Autoren mit dem Windsor Verlag intensiver beschäftigte, fand schnell heraus, irgendetwas war faul in Cheyenne – Wyoming.
Zumindest mit dem Verlag. Nebst fehlendem Impressum gab es nur einen Parkplatz an der Stelle, wo eigentlich der Firmenhauptsitz sein sollte. Ein Stück weiter fand man dann doch ein Haus, das zum Objekt der mutmasslichen Täter um Siegert wurde.

Die Hausadresse des Herrn Somes in der Thomes Ave. war nicht gerade ein einladendes Ziel für Verlagstätigkeit. In einem ruhigen Vorort der ehemaligen Stadt der Poststationen, der Banditen, Desperados und der Indianer.

Eben im Wilden Westen.

Dort gibt es auch einen Sheriff und der wusste von nichts. Nun ist es in den USA nicht so einfach, mit einem solchen Delikt wegzukommen, wie bei den Windsors, weil in diesem Zusammenhang noch Geldwäsche und Bandenbildung dazukommen würde. Da das mutmassliche Handeln über Staatsgrenzen hinwegeht und -ging, sind Bundesgesetze gebrochen.

Ein schmuckes Einfamilienhaus auf der 2710 Thomes Ave soll die Adresse der Hauptniederlassung der Windsor Group INC. in Cheyenne Wyoming gewesen sein. Weder das Hauptquartier noch den Verlag hat es dort jemals gegeben.

Am Hindukusch Nichts Neues, Cover, kasaan media publishers, 2016

Geschickt eingefädelt

Der Umstand, dass die Stadt Cheyenne in ihrem Handelsregister zahllose Windsor Firmen auflistete, führte letztendlich auf die Spur der mutmasslichen Täter. Obwohl sie mit diesem Kunstgriff die Taten verschleiern wollten.

Da war der Name Windsor Verlag, Eric(k) J. Somes, Glockengießerwall, 20095 Hamburg, schon wohlklingender – zumal die Königin von England nur einen Steinwurf von der Adresse aus vom Balkon des Hamburger Rathauses winkte. Man blieb quasi namenstechnisch unter sich.

Leider war dieses Büro in einem Büroservice von ECOS untergebracht. Man könnte vermuten, dass alle, die an dem Verlag beteiligt waren, Heimarbeit ableisteten, nachdem das Haus im letzten Jahr komplett saniert, entkernt, wurde. Auch dem war nicht so. Es war eine Scheinadresse und wahrscheinlich gab es die Mitarbeiterunter diesem Namen nicht. Da blieb die Frage, wer waren die Geschäftspartner, die sich da zu Europas modernstem Verlagshaus zusammengetan hatten, glaubte man der Werbung von Windsor. Schon 2016 wurde einem klugen Kopf klar, dass es nicht weit her war, mit dem Windsor Verlag. Niemand wollte das hören.
Auch der VDV- Vereinigung Deutscher Verlagsagenten gehörte zu dem Netzwerk des Herrn Somes. So wurden hunderte ahnungsloser Autoren geködert, der Schaden ist erheblich höher als vermutet oder angegeben und die Zahl der Geschädigten dürfte nach vorsichtiger Schätzung bei 3-5 .000 liegen. Es gab aber auch durchaus kritische Geister.

Es schien eine Sackgasse zu sein. Für einen kurzen Augenblick führte der Weg in einen anderen Inselstaat, ins beschauliche Singapur, wo derartige Verfehlungen wie die der „netten“ Windsors in Hamburg noch immer mit reichlich Stockhieben im Gefängnis des Stadtstaates in Südostasien bestraft werden.
Bei uns kam die Frage auf, warum jemand wegen 750 Autoren solch einen Aufwand betrieb.

Kompetenz und Sachverstand gibt in dieser doch recht zweifelhaften Situation die Anwaltskanzlei Baumbach et Collegae, Kaldenkirchener Str. 3, 41063 Mönchengladbach, der zahlreiche der Opfer von Windsor vertritt.

Nächste Folge: Den Fantomen des Windsor Verlages auf der Spur Lustig, Lustig ist es in Panama

Diskussion oder Nachrichten zu dem Fall bitte an: info@thekasaantimes.de

Am Hindukusch Nichts Neues, Cover, kasaan media publishers, 2016

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