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Damals

MS Mediterranean Sky

Titelbild: Peter Fitzpatrick Lizenz 3.0

Die MS Mediterranean Sky, ein Schiff, das einst die Meere mit Eleganz und Abenteuer durchpflügte, erzählt eine faszinierende Geschichte von Glanz, Wandel und letztlichem Verfall, die tief in die Nachkriegszeit und die dynamische Welt der Passagierschifffahrt eingebettet ist.

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Ursprünglich als TSMV City of York 1953 in der renommierten Werft Vickers Armstrong in Newcastle upon Tyne, England, vom Stapel gelassen, entstand sie als Teil eines ehrgeizigen Aufbauprogramms der Ellerman Lines, das darauf abzielte, die Flotte nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs wiederaufzubauen. In einer Ära, in der der Seehandel und die Passagierreisen zwischen Europa und Afrika blühten, war die City of York eine der vier Schwesternschiffe – neben der City of Exeter, der City of Port Elizabeth und der City of Durban –, die speziell für die anspruchsvolle Route von London über Las Palmas, Cape Town, Port Elizabeth, East London, Durban, Lourenço Marques bis hin zu Beira in Mosambik konzipiert wurden. Mit einer Länge von stolzen 165 Metern und einer Breite von 22 Metern bot sie Platz für etwa 800 Passagiere und war mit den Annehmlichkeiten einer Luxuspassage ausgestattet: geräumige Kabinen, polierte Holzdielen, stilvolle Bars und sogar zwei Schwimmbäder, die den langen Reisen über den Atlantik einen Hauch von Komfort und Zerstreuung verliehen. Die Fahrt von London nach Kapstadt dauerte beeindruckende 15 Tage, eine Zeit, in der das Schiff nicht nur als Transportmittel, sondern als schwimmendes Zuhause diente, wo Reisende aus allen Schichten der Gesellschaft die Weiten des Ozeans erlebten, Geschichten austauschten und die aufgehende Sonne Afrikas im Morgengrauen begrüßten.

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Doch der Wandel kam in den frühen 1970er Jahren, als die Ellerman Lines die Schiffe verkauften, um sich auf effizientere Routen zu konzentrieren. 1971 fiel die City of York in die Hände der griechischen Reederei Karageorgis Lines, die sie radikal umbaute und in MS Mediterranean Sky umbenannte. Aus dem klassischen Passagierdampfer wurde eine moderne Kreuzfahrtschiff-Fähre, die den boomenden Tourismus im Mittelmeer bedienen sollte. Die Laderäume wurden zu Autodecks umgewandelt, sodass das Schiff nun bis zu 470 Fahrzeuge aufnehmen konnte, während die Passagierkapazität auf rund 1000 Seelen erweitert wurde. Klimaanlagen kühlten die Kabinen, und die Decks luden zu entspannten Spaziergängen ein, während das Schiff neue Routen eroberte. Von Patras nach Ancona in Italien, später sogar nach Venedig, und kleinere Ausflüge durch die Ägäis bis in die Türkei. Es war das erste Schiff, das die malerische Strecke von Patras nach Venedig bediente, und bot damit nicht nur Transport, sondern ein echtes Reiseabenteuer – Passagiere fuhren mit ihren Autos an Bord, genossen mediterrane Mahlzeiten in eleganten Speisesälen und erblickten unterwegs die sonnendurchfluteten Inseln und Küstenlinien. In den 1980er Jahren erlebte die Mediterranean Sky einen Höhepunkt ihrer Karriere. 1987 wurde sie für die America’s Cup-Regatta in Australien gechartert und als schwimmendes Hotel unter dem Namen „America’s Cup Holiday Inn“ genutzt, wo sie Tausende von Besuchern beherbergte. Später lockte sie Abenteuerlustige mit zehntägigen Kreuzfahrten in die Antarktis aus Tierra del Fuego an Bord, ein Unterfangen, das die Grenzen des Luxustourismus aufzeigte und Passagiere in eisige Gewässer entführte, wo Pinguine und Eisberge die Horizontlinie prägten.

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Die Jahre brachten jedoch auch dunklere Schatten. Die Karageorgis Lines gerieten in finanzielle Turbulenzen, und die Mediterranean Sky wurde zunehmend zum Symbol für den Niedergang. 1991, inmitten des Zusammenbruchs der Sowjetunion, übernahm der Gustav Scheller das Schiff für eine humanitäre Mission. Es transportierte in mehreren Fahrten aus Odessa über 1.400 jüdische Immigranten nach Haifa in Israel, eine stille Rettungsoperation, die unter strengster Geheimhaltung ablief, um Anschläge zu vermeiden – Schilder in Russisch wiesen auf Schiffsregeln hin, und die Decks waren gefüllt mit Familien, die ein neues Leben suchten. Doch der Glanz verblasste rasch. 1996 legte das Schiff in Patras seine letzte Fahrt zurück, gestrandet durch Treibstoffmangel in Brindisi, was die prekäre Lage der Reederei offenbarte. Die Crew blieb monatelang an Bord, ohne Lohn oder Aussicht, während das Schiff in Agios Nikolaos auf Kreta vor Anker ging. Nach dem Tod des Eigners Michael Karageorgis 1995 wurde es an eine weitere Firma verkauft, doch der Verfall war unaufhaltsam. Ab 1997 lag es in der Bucht von Elefsina bei Athen brach, wo Rost und Salzwasser es allmählich zerfraßen. 2002, als es zu kentern drohte, wurde es in flaches Wasser geschleppt und am 26. November auf den Strand von Nea Peramos bei Elefsina gesetzt, um eine Katastrophe zu verhindern. Dort ruht es seither, halb versunken und geneigt, ein gespenstisches Relikt, das aus der Ferne sichtbar ist und Urban Explorer, Fotografen und Geschichtsliebhaber anzieht.

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Heute, im Jahr 2025, steht die MS Mediterranean Sky als Mahnmal für die Vergänglichkeit maritimer Träume inmitten der historisch belasteten Landschaft von Elefsina, der antiken Stadt der Eleusinischen Mysterien. Ihre Silhouette gegen den Horizont, mit zerfallenen Treppen, verlassenen Möbeln und moosbedeckten Decks, weckt eine melancholische Faszination – ein Kontrast aus vergangenem Luxus und natürlicher Rückeroberung. Obwohl der Zutritt verboten und gefährlich ist, bleibt sie ein lebendiges Stück Geschichte, das von den Wellen des Mittelmeers gewiegt wird und Besucher einlädt, über die Schicksale derer nachzudenken, die einst an Bord lachten, reisten und hofften. In ihrer Stille flüstert die Mediterranean Sky von einer Ära, in der Schiffe Welten verbanden, und mahnt daran, wie zerbrechlich selbst die größten Abenteuer sind.

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