Titelbild: Fliegenpilz Pixabay
In den Wäldern Deutschlands ist die Pilzsaison in vollem Gange, und mit ihr steigt die Faszination für das Sammeln von Speisepilzen wie Steinpilzen, Pfifferlingen oder Maronenröhrlingen. Doch inmitten der Freude über volle Pilzkörbe lauert eine ernste Gefahr. Giftpilze. Besonders jetzt, im Spätsommer und Herbst, sprießen zahlreiche Pilzarten, darunter auch hochgiftige Exemplare, die für unerfahrene Sammler eine tödliche Bedrohung darstellen können. Die aktuelle Witterung, geprägt von milden Temperaturen und feuchten Böden nach Regenfällen, bietet ideale Bedingungen für das Pilzwachstum, was sowohl essbare als auch giftige Arten in großer Zahl hervorbringt. Diese Situation erfordert besondere Vorsicht, da viele Giftpilze essbaren Arten täuschend ähnlich sehen und selbst erfahrene Sammler vor Herausforderungen stellen.
Einer der gefährlichsten Giftpilze, die derzeit in den Wäldern anzutreffen sind, ist der Grüne Knollenblätterpilz. Dieser Pilz, der oft unter Eichen oder in Parkanlagen wächst, ist berüchtigt für seine extreme Giftigkeit. Schon ein kleiner Bissen kann aufgrund der enthaltenen Amatoxine und Phallotoxine schwerwiegende Leberschäden verursachen, die innerhalb weniger Tage zum Tod führen können. Besonders tückisch ist die lange Latenzzeit. Symptome wie Erbrechen oder Krämpfe treten oft erst Stunden oder sogar Tage nach dem Verzehr auf, was die rechtzeitige Behandlung erschwert. Sein grünlicher Hut und die weißen Lamellen können von Laien leicht mit essbaren Pilzen wie Wiesen-Champignons verwechselt werden, insbesondere, wenn die grüne Färbung durch Witterungseinflüsse ausgebleicht ist. Experten betonen, dass nur eine genaue Bestimmung durch geschulte Pilzkenner oder Beratungsstellen eine Verwechslung ausschließen kann.
Neben dem Grünen Knollenblätterpilz gibt es weitere giftige Arten, die aktuell vermehrt auftreten. Der Pantherpilz, der in Laub- und Nadelwäldern wächst, ist ein weiteres Beispiel. Mit seinem graubraunen Hut und hellen Punkten erinnert er an einen farblosen Fliegenpilz und kann Atemlähmungen oder schwere Vergiftungen auslösen. Der Gifthäubling, ein kleiner, honigbrauner Pilz, ist besonders gefährlich, da er oft auf verrottetem Holz neben dem essbaren Stockschwämmchen wächst. Sein Giftcocktail ähnelt dem des Knollenblätterpilzes und kann ebenfalls tödlich wirken. Selbst der bekannte Fliegenpilz, mit seinem auffälligen rot-weiß gepunkteten Hut, ist in den Wäldern weit verbreitet. Zwar führt er selten zum Tod, doch seine psychoaktiven Substanzen wie Ibotensäure und Muscarin können Halluzinationen und schwere Vergiftungen hervorrufen.
Die Verwechslungsgefahr ist ein zentrales Problem beim Pilzesammeln. Viele Giftpilze sehen essbaren Arten zum Verwechseln ähnlich, und selbst vermeintlich harmlose Pilze können gefährlich sein, wenn sie roh verzehrt werden. So enthalten selbst Speisepilze wie Maronenröhrlinge im rohen Zustand Stoffe, die Magen-Darm-Beschwerden auslösen können. Es gibt keine allgemeingültigen Regeln, um Giftpilze von Speisepilzen zu unterscheiden – nur eine genaue Kenntnis der jeweiligen Art schützt vor folgenschweren Fehlern. Pilzberatungsstellen, wie sie in vielen Städten auf Wochenmärkten oder in Naturkundemuseen angeboten werden, sind eine wertvolle Unterstützung. Hier können Sammler ihre Funde von Fachleuten prüfen lassen, bevor sie die Pilze zubereiten.
Die aktuelle Saison 2025 wird von Experten als besonders ergiebig beschrieben, was die Gefahr von Vergiftungen erhöht. In Regionen wie dem Rhein-Hunsrück-Kreis oder dem Mainhardter Wald berichten Pilzsammler von einem außergewöhnlichen Pilzaufkommen, das durch die Kombination von Regen und Wärme begünstigt wird. Doch mit der Fülle an Pilzen steigt auch die Zahl der Giftpilze. In Baden-Württemberg beispielsweise wurden dieses Jahr ungewöhnlich viele Grüne Knollenblätterpilze gesichtet, die durch die Hitze oft heller erscheinen und dadurch noch leichter mit essbaren Pilzen verwechselt werden können. Die Giftnotrufzentrale in Mainz verzeichnet derzeit zahlreiche Anfragen zu Vergiftungen, und in Kliniken wie dem Uniklinikum Essen wurden kürzlich mehrere Personen, darunter Kinder, nach dem Verzehr von Knollenblätterpilzen mit lebensbedrohlichen Leberschäden behandelt.
Um die Gefahren zu minimieren, gibt es klare Empfehlungen für Pilzsammler. Anfänger sollten sich auf gut erkennbare Röhrlinge wie Steinpilze oder Maronenröhrlinge konzentrieren, da unter diesen Arten keine tödlich giftigen Vertreter vorkommen. Dennoch muss auch hier Vorsicht walten, da beispielsweise der giftige Satansröhrling mit seinen roten Röhren leicht zu erkennen, aber dennoch gefährlich ist. Ein gutes Bestimmungsbuch, Pilzexkursionen mit Experten oder der Besuch von Beratungsstellen sind unerlässlich. Zudem sollten Sammler nur so viele Pilze sammeln, wie sie für den Eigenbedarf benötigen, und geschützte Arten wie Steinpilze oder Morcheln nur in geringen Mengen ernten. Das Landeswaldgesetz in Regionen wie Rheinland-Pfalz sieht bei Verstößen gegen Sammelregeln hohe Bußgelder vor, da übermäßiges Sammeln dem Ökosystem Wald schadet.
Pilze spielen eine zentrale Rolle im Waldökosystem, sei es als Zersetzer organischen Materials oder als Mykorrhizapilze, die in Symbiose mit Bäumen Nährstoffe austauschen. Doch ihre Schönheit und Vielfalt dürfen nicht über ihre Gefahren hinwegtäuschen. Wer jetzt in den Wald zieht, sollte mit Respekt und Vorsicht vorgehen, um die Schätze der Natur sicher zu genießen. Ein falscher Pilz im Korb kann nicht nur den Genuss verderben, sondern im schlimmsten Fall lebensbedrohliche Konsequenzen haben.
