Die Taliban haben seit ihrer Rückkehr an die Macht ein Regime etabliert, das Frauen und Mädchen grundlegende Rechte wie Bildung, Arbeit und freie Bewegung entzieht. Mädchen dürfen keine weiterführenden Schulen besuchen, Frauen sind weitgehend aus dem Arbeitsmarkt ausgeschlossen und müssen sich in der Öffentlichkeit vollständig verhüllen. Zudem ist es Frauen verboten, sich ohne männlichen Begleiter, einen sogenannten „Mahram“, fortzubewegen, was ihre Teilnahme am öffentlichen Leben massiv einschränkt. Diese Maßnahmen wurden vom IStGH als Teil einer „beispiellosen, skrupellosen und andauernden Verfolgung“ eingestuft, die nicht nur Frauen und Mädchen, sondern auch Mitglieder der LGBTQ-Community betrifft.
Die Entscheidung des IStGH wurde von Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International und Human Rights Watch begrüßt, die die Haftbefehle als wichtigen Schritt zur Anerkennung des Leids afghanischer Frauen und Mädchen sehen.
Die Taliban wiesen die Haftbefehle als „Unsinn“ und „unbegründete Rhetorik“ zurück, betonten ihre Ablehnung der Autorität des Gerichts und beriefen sich auf die islamische Scharia als Grundlage ihrer Politik. Ein Sprecher der Taliban erklärte, dass ihre Regierung eine „beispiellose Justiz“ geschaffen habe, die auf Scharia-Gesetzen basiere, und warf dem IStGH vor, die Rechte von Frauen in anderen Konfliktregionen wie Gaza zu ignorieren. Diese Haltung verdeutlicht die tiefe Kluft zwischen der Taliban und der internationalen Gemeinschaft, die die Menschenrechtsverletzungen in Afghanistan scharf kritisiert.
Die Haftbefehle werfen auch ein Licht auf die prekäre Lage afghanischer Frauen und Mädchen, die nicht nur unter den repressiven Maßnahmen der Taliban leiden, sondern auch durch internationale Politik, wie Abschiebungen, gefährdet sind. So hat beispielsweise Amnesty International die deutsche Bundesregierung aufgefordert, ihre Verpflichtungen aus Aufnahmeprogrammen für gefährdete Afghaninen einzuhalten und Abschiebungen nach Afghanistan zu stoppen, da das Land aufgrund der Taliban-Herrschaft als unsicher gilt.
Die Haftbefehle sind ein symbolisch bedeutsamer Schritt, doch Experten wie der Afghanistan-Experte bei SRF bezweifeln, dass sie die Politik der Taliban unmittelbar beeinflussen werden, da diese international isoliert sind und den IStGH nicht anerkennen. Dennoch könnten sie die Aufmerksamkeit auf die Lage der Frauen in Afghanistan lenken und Druck auf die internationale Gemeinschaft erhöhen, Maßnahmen gegen die Taliban zu ergreifen.
