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Polen

Präsidentschaftswahlen 2025 in Polen

Titelbild Beispielbild Karol Nawrocki, The White House , public Domain

Die Präsidentschaftswahl in Polen 2025 war eine der bedeutendsten politischen Entscheidungen des Landes in den letzten Jahren, da sie weitreichende Auswirkungen auf die Innen- und Außenpolitik des EU- und NATO-Mitglieds hatte. Im Folgenden wird die Wahl ausführlich beschrieben, einschließlich der Hintergründe, Kandidaten, des Wahlkampfs, der Ergebnisse und der politischen Konsequenzen.

Die Präsidentschaftswahl 2025 war die achte Direktwahl des Staatspräsidenten in der Dritten Polnischen Republik. Sie fand in zwei Runden statt: der erste Wahlgang am 18. Mai 2025 und die Stichwahl am 1. Juni 2025, da kein Kandidat im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit von mindestens 50 % der Stimmen erzielte. Der amtierende Präsident Andrzej Duda durfte nach zwei Amtszeiten gemäß der polnischen Verfassung nicht erneut kandidieren.

Die Wahl stand im Kontext einer tief gespaltenen Gesellschaft und einer polarisierten politischen Landschaft. Seit den Parlamentswahlen 2023 regierte eine Koalition unter der Führung von Ministerpräsident Donald Tusk (Bürgerkoalition, KO), die aus liberal-konservativen, zentristischen und linken Parteien bestand. Diese Koalition trat an, um die umstrittenen Reformen der vorherigen Regierung der rechtsnationalen Partei Prawo i Sprawiedliwość (PiS)a rückgängig zu machen, insbesondere im Bereich der Justiz, die von der EU wegen Einschränkungen der Rechtsstaatlichkeit kritisiert worden war.

Allerdings war die Koalition auf das Wohlwollen des Präsidenten angewiesen, da dieser über ein starkes Vetorecht verfügt, das nur mit einer Drei-Fünftel-Mehrheit im Parlament überstimmt werden kann – eine Mehrheit, die die Regierung nicht hatte.
Die Wahl wurde daher als richtungsweisend angesehen. Ein Sieg eines pro-europäischen Kandidaten würde die Reformen der Tusk-Regierung erleichtern, während ein rechtsnationaler Präsident die Regierung weiter blockieren könnte, was zu politischer Instabilität und möglicherweise vorgezogenen Neuwahlen führen könnte.
Der Präsident Polens wird direkt vom Volk für eine Amtszeit von fünf Jahren gewählt und kann einmal wiedergewählt werden. Um zu kandidieren, müssen Kandidaten mindestens 35 Jahre alt sein, ein Wahlkomitee bilden und mindestens 100.000 Unterschriften von Wahlberechtigten sammeln. Wenn im ersten Wahlgang kein Kandidat die absolute Mehrheit erreicht, treten die zwei bestplatzierten Kandidaten in einer Stichwahl an, die zwei Wochen später stattfindet.
Der Präsident hat in Polen mehr Befugnisse als beispielsweise der deutsche Bundespräsident. Neben repräsentativen Aufgaben ist er Oberbefehlshaber der Streitkräfte, ernennt den Regierungschef und das Kabinett, hat Einfluss auf die Außenpolitik und kann Gesetze per Veto blockieren. Diese Vetomacht machte die Wahl 2025 besonders entscheidend für die Regierungsfähigkeit des Landes.


Insgesamt traten 13 Kandidaten im ersten Wahlgang an, die höchste Zahl seit 1995. Die beiden Hauptkonkurrenten waren:
Rafał Trzaskowski von der Bürgerkoalition, KO,
Der 53-jährige Bürgermeister von Warschau, Mitglied der liberal-konservativen Bürgerplattform (KO), war bereits 2020 Präsidentschaftskandidat und unterlag damals knapp Andrzej Duda. Er gilt als progressiv, international vernetzt und spricht fünf Fremdsprachen und setzte sich für Frauenrechte, die Rechte der LGBTQ-Community, die Liberalisierung des Abtreibungsrechts und eine engere Integration in die EU ein.
Trzaskowski setzte auf wirtschaftliche Liberalisierung, europäische Integration, die Legalisierung von Abtreibungen bis zur 12. Schwangerschaftswoche, die Einführung gleichgeschlechtlicher Lebenspartnerschaften und eine stärkere Rolle der Kommunen. Er unterstützte den NATO-Beitritt der Ukraine und eine pro-europäische Außenpolitik. Vor allem in Städten und im liberalen Nordwesten Polens stark vertreten.

Karol Nawrocki unterstützt von Prawo i Sprawiedliwość, PiS.
Der 42-jährige Historiker und Leiter des Instituts für Nationales Gedenken (IPN) war offiziell parteilos, wurde aber von der rechtsnationalen PiS unterstützt. Er war zuvor als Boxer und Türsteher tätig und stand wegen mutmaßlicher Verbindungen zu rechtsradikalen Kreisen und zwielichtigen Geschäften, Wohnungsübernahme eines Rentners in der Kritik.
Nawrocki vertrat eine christlich-nationalistische und kulturell konservative Plattform, setzte auf enge Verbindungen zwischen Staat und katholischer Kirche, die Kriminalisierung von Abtreibungen, die Ablehnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften und eine euroskeptische Haltung. Er forderte Reparationen von Deutschland für Schäden aus dem Zweiten Weltkrieg und suchte die Nähe zu US-Präsident Donald Trump. Stark im ländlichen Südosten Polens und unter konservativen Wählern.
Weitere relevante Kandidaten im ersten Wahlgang waren.
Sławomir Mentzen (Konfederacja, rechtsextrem): Er erreichte 14,8 % und sprach vor allem junge Wähler über soziale Medien an.
Grzegorz Braun (Konfederacja der Polnischen Krone, rechtsextrem): Er holte 6,3 % und vertrat monarchistische und antisemitische Positionen.
Szymon Hołownia (Polska 2050, zentristisch), Magdalena Biejat (Die Linke) und Adrian Zandberg (Partia Razem, links) schnitten mit unter 5 % schwach ab.
Der Wahlkampf war intensiv, emotional und teilweise aggressiv. Beide Hauptkandidaten griffen sich gegenseitig persönlich und politisch an. Trzaskowski setzte auf eine pro-europäische Linie, während Nawrocki eine euroskeptische Haltung vertrat und die Nähe zu Donald Trump suchte. Seine Unterstützung durch US-Figuren wie Kristi Noem (Heimatschutzministerin) bei einer CPAC-Veranstaltung sorgte für Kontroversen.
Trzaskowski versprach, die Rechte von Frauen und der LGBTQ-Community zu stärken, während Nawrocki konservative Werte und die Rolle der katholischen Kirche betonte. Beide Kandidaten befürworteten eine harte Migrationspolitik, Nawrocki jedoch mit schärferer Rhetorik. Die Rolle Polens als Unterstützer der Ukraine war ebenfalls ein Thema, wobei Nawrocki eine kritischere Haltung einnahm.
Trzaskowski unterstützte Tusks Reformen zur Wiederherstellung der Rechtsstaatlichkeit und wirtschaftliche Deregulierung, während Nawrocki die sozialpolitischen Errungenschaften der PiS verteidigte.
Die Mobilisierung der Wähler war ein zentraler Faktor. Trzaskowski organisierte am 25. Mai einen „Großen Marsch der Patrioten“ in Warschau mit etwa 150.000 Teilnehmern, während Nawrockis „Marsch für Polen“ etwa 50.000 Anhänger anzog. Der rechtsextreme Kandidat Sławomir Mentzen spielte eine Schlüsselrolle, da er als „Königsmacher“ versuchte, die Wähler des rechten Spektrums zu beeinflussen, indem er beide Kandidaten zu Verhandlungen auf seinen YouTube-Kanal einlud.
Ergebnisse
Erster Wahlgang (18. Mai 2025):
Rafał Trzaskowski: 31,36 %
Karol Nawrocki: 29,54 %
Sławomir Mentzen: 14,81 %
Grzegorz Braun: 6,3 %
Wahlbeteiligung: 66,8–67,31 %
Da kein Kandidat die absolute Mehrheit erreichte, kam es zur Stichwahl zwischen Trzaskowski und Nawrocki. Das starke Abschneiden der rechtsextremen Kandidaten Mentzen und Braun (zusammen über 20 %) zeigte die wachsende Unterstützung für das rechte Lager, insbesondere unter jüngeren Wählern.
Die Stichwahl war ein Kopf-an-Kopf-Rennen, das als „Wahlkrimi“ beschrieben wurde. Die Wahlbeteiligung erreichte mit 71,7 % einen Rekord für polnische Präsidentschaftswahlen.
Erste Prognosen (Exit Polls): Trzaskowski lag zunächst knapp mit 50,3 % vor Nawrocki (49,7 %). In der Nacht zum 2. Juni sah eine zweite Hochrechnung des Instituts Ipsos Nawrocki mit 51 % vor Trzaskowski mit 49 %.Nach Auszählung von über 99 % der Stimmen wurde Karol Nawrocki mit 50,89 % (ca. 10,3 Millionen Stimmen) zum neuen Präsidenten gewählt, während Trzaskowski 49,11 % (ca. 10 Millionen Stimmen) erhielt. Der Vorsprung betrug etwa 300.000 Stimmen. Das offizielle Endergebnis wurde am Abend des 2. Juni erwartet.
Der Sieg von Karol Nawrocki ist ein Rückschlag für die Regierung von Donald Tusk. Als PiS-unterstützter Präsident könnte Nawrocki mit seinem Vetorecht Reformen blockieren, was die Umsetzung von Tusks Programm (z. B. Justizreformen, Liberalisierung des Abtreibungsrechts) erschwert. Dies könnte zu politischer Instabilität und möglicherweise vorgezogenen Neuwahlen führen, die die Rückkehr der PiS an die Macht begünstigen könnten.
Nawrockis euroskeptische Haltung und seine Nähe zu Donald Trump könnten Polens Verhältnis zur EU belasten. Er hat betont, dass Polen sich von der EU „nichts vorschreiben lassen“ solle, und die Forderung nach deutschen Reparationen erneuert.
Seine kritische Haltung zur Unterstützung der Ukraine, Ablehnung eines NATO-Beitritts, könnte die Position Polens als wichtiger Unterstützer der Ukraine schwächen, insbesondere vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs.
Nawrockis konservative Agenda könnte die Spaltung der polnischen Gesellschaft vertiefen, insbesondere in Bezug auf Themen wie Abtreibung, Rechte der LGBTQ-Community und die Rolle der katholischen Kirche.
Die hohe Wahlbeteiligung zeigt die Mobilisierung beider Lager, aber auch die tiefe Spaltung zwischen urbanen, pro-europäischen und ländlichen, konservativen Regionen.
Die Wahl wird als von europäischer Tragweite angesehen, da Polen eine Schlüsselrolle in der EU und NATO spielt. Ein euroskeptischer Präsident könnte die Zusammenarbeit mit Brüssel und Berlin erschweren. Allerdings betonte der deutsche Polen-Beauftragte Dietmar Nietan, dass Polen trotz des Wahlausgangs fest in der EU und NATO verankert bleibe.
Die Wahl zeigt die anhaltende Polarisierung Polens zwischen einem pro-europäischen, liberalen Lager und einem rechtsnationalen, konservativen Lager. Nawrockis Sieg wird von Beobachtern als Zeichen für den wachsenden Einfluss nationalistischer Strömungen in Europa gewertet, ähnlich wie in Ungarn oder den USA unter Trump. Die hohe Wahlbeteiligung (71,7 %) unterstreicht die Bedeutung, die die Polen dieser Entscheidung beimaßen.
Für die Regierung Tusk bedeutet der Ausgang eine schwierige zweite Amtszeit, da sie mit einem Präsidenten zusammenarbeiten muss, der ihre Reformen blockieren könnte. Die Mobilisierung der Wähler des rechtsextremen Spektrums (Mentzen und Braun) war entscheidend für Nawrockis Erfolg, was auf eine wachsende Unterstützung für radikale Positionen hinweist.
Die kommenden Monate werden zeigen, wie Nawrocki sein Vetorecht nutzt und ob die Regierung Wege findet, ihre Reformen trotz Widerstands umzusetzen. Die Wahl hat einmal mehr die Spaltung Polens in einen liberalen Nordwesten und einen konservativen Südosten bestätigt, was die politische Landschaft des Landes weiteler prägen wird.
Quellen:
Rzeczpospolita.pl
Bundeszentrale für politische Bildung (bpb.de)
Tagesschau.de
Wikipedia (de.wikipedia.org, en.wikipedia.org)
Zeit Online
Bild.de
Der Spiegel
Moz.de
Deutschlandfunk
Frankfurter Rundschau
Deutsche Welle
WDR
Länder-Analysen

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