Titelbild: Bosnien SVRJ, kasaan media, 2025
Quellen: verschiedene
In den nebligen Gängen des Palazzo di Giustizia in Mailand, wo die Luft immer noch von den Echos vergangener Skandale durchdrungen ist, hat der Staatsanwalt Alessandro Gobbis, ein Mann mit scharfen Augen und einem Ruf für unerbittliche Jagd auf verborgene Wahrheiten, am 11. November 2025 ein Verfahren eingeleitet, das die Wunden des Bosnienkriegs aufreißt und eine der abstoßendsten Allegorien menschlicher Grausamkeit ans Licht zerrt: die sogenannten „menschlichen Safaris“ in Sarajevo, jene Wochenendexkursionen des Todes, bei denen wohlhabende Europäer, darunter mutmaßlich Dutzende Italiener, in den Hügeln um die belagerte Stadt positioniert wurden, um auf Zivilisten zu schießen, als wären sie Wildtiere in einer afrikanischen Savanne, ein makabres Vergnügen, das mit Preisen von bis zu 100.000 Euro pro Ausflug bezahlt wurde und nun, mehr als drei Jahrzehnte später, vor Gericht gestellt werden soll als vorsätzlicher Mord, verschärft durch Grausamkeit und verabscheuungswürdige Motive. Die Belagerung Sarajevos, die von April 1992 bis Februar 1996 andauerte und von bosnisch-serbischen Milizen orchestriert wurde, verwandelte die einst blühende olympische Metropole von 1984 in ein Inferno aus Artilleriefeuer und Sniper-Alleys, wo über 11.000 Menschen starben, darunter mehr als 1.500 Kinder, die auf der Suche nach Brot oder Wasser durch die Kugeln fielen, und in diesem Höllenparadies, unter dem Schutz serbischer Kommandoposten, sollen diese „Kriegstouristen“ – Waffennarren aus dem Norden Italiens, aus Städten wie Mailand, Turin und Triest – mit Fernglas und Präzisionsgewehr gelauert haben, belohnt mit dem Adrenalinschub des Tötens, organisiert durch dubiose Netzwerke, die Flüge von Triest nach Belgrad und dann per Jeep in die umliegenden Berge anboten, wo sie unter dem Deckmantel der lokalen Milizen, vielleicht sogar mit Billigung korrupter serbischer Geheimdienste, ihre blutigen Ferien verbrachten.
Der Funke, der dieses lang schwelende Feuer entzündete, kam von Ezio Gavazzeni, einem Journalisten und Romancier mit einem Gespür für die dunklen Abgründe der Geschichte, der in den 1990er Jahren erste Gerüchte über diese Praktiken in italienischen Medien aufgeschnappt hatte, sie jedoch erst nach dem Sehen des slowenischen Dokumentarfilms „Sarajevo Safari“ von Miran Zupanic aus dem Jahr 2022 ernsthaft verfolgte, einem Werk, das Zeugenaussagen aus aller Welt bündelt und enthüllt, wie nicht nur Italiener, sondern auch Amerikaner, Russen und andere aus dem Westen in diese Orgien der Grausamkeit verwickelt waren, wobei Gavazzeni, unterstützt von den Anwälten Nicola Brigida und dem ehemaligen Richter Guido Salvini, Experten für internationale Komplexfälle, im Februar 2025 eine 17-seitige Anklageschrift einreichte, ergänzt um Berichte der ehemaligen Sarajevo-Bürgermeisterin Benjamina Karic, die von „reichen Ausländern in unmenschlichen Aktivitäten“ sprach und italienische Justiz um Aufarbeitung bat, eine Akte, die nun Gobbis‘ Schreibtisch ziert und die Namen von fünf mutmaßlichen Beteiligten nennt, während Schätzungen von bis zu hundert solcher Täter umgehen, darunter Waffensammler und Adrenalinjunkies, die nicht aus ideologischer oder religiöser Überzeugung handelten, sondern rein aus dem primitiven Reiz des Jagens, wie Gavazzeni es beschreibt: „Menschen, die normalerweise auf Schießständen oder Safaris in Afrika unterwegs sind, aber hier das ultimative Thrill suchten – das Töten von Unbewaffneten für den Kick“.
Die Ermittlungen stoßen auf eine Liste potenzieller Zeugen, darunter einen bosnischen Geheimdienstagenten mit den Initialen E.S., der 1993 von den „Safaris“ erfuhr und die Informationen an den italienischen Militärgeheimdienst Sismi weitergab, der sie im Jahr 1994 verifizierte und die Trips binnen Monaten stoppte, mit der lakonischen Notiz: „Wir haben es gestoppt, es wird keine Safaris mehr geben“, eine Enthüllung, die auf geheime Akten hinweist, die vielleicht noch in Archiven schlummern und nun angefordert werden, um die Verbindungen zwischen den Touristen, den serbischen Organisatoren und möglicherweise wissentlich schweigenden Alliierten aufzudecken.
Diese Enthüllungen werfen lange Schatten auf die internationale Gemeinschaft, die während der Belagerung Sarajevos oft tatenlos zusah, wie UN-Blauhelme in ihren Panzern Schutz suchten, während Zivilisten in den Straßen fielen, und obwohl bosnische und serbische Justizbehörden frühere Untersuchungen einstellten – aufgrund von Beweismangel oder politischen Hürden, wie Gavazzeni kritisiert –, kooperiert nun der bosnische Konsul in Mailand, Dag Dumrukcic, eng mit den Italienern und verspricht weitere Infos, um „mit dieser grausamen Sache abzurechnen und die Vergangenheit aufzuarbeiten“, eine Haltung, die in Sarajevo selbst Resonanz findet, wo Überlebende wie Dzemil Hodzic, Gründer des Sniper-Alley-Photo-Projekts, das Bilder aus der Belagerungszeit archiviert, von der Notwendigkeit sprechen, solche Verbrechen nicht nur zu verurteilen, sondern zu ahnden, damit die Geister der Toten ruhen können. Gobbis‘ Team, das unter dem Dach der Antiterrorabteilung arbeitet, plant Verhöre und Durchsuchungen, hofft auf DNA-Spuren oder alte Reiseunterlagen, die die Namen der Täter entlarven, und obwohl britische Veteranen aus der Region schwören, nie von „Sniper-Tourismus“ gehört zu haben, mehren sich die Indizien: Flüge der serbischen Airline Aviogenex, Koordination mit der serbischen Staatssicherheit, und Berichte über höhere Gebühren für das Erschießen von Kindern, ein Detail, das die Anklage mit Abscheu erfüllt und die Weltmeinung schockiert, von Al Jazeera bis zur BBC, die die Geschichte als Mahnung an die Vermarktung des Leids brandmarken. In Mailand, wo die Justiz nun die Fäden eines vergessenen Netzes spinnt, könnte dieses Verfahren nicht nur Individuen zur Rechenschaft ziehen, sondern ein Symbol werden für die verzögerte Gerechtigkeit in den Nachwehen des Balkanschlachtfelds, wo der Krieg endete, aber die Narben der Perversion – jener Momente, in denen Tourismus und Terror verschmolzen – bis heute bluten und fordern, dass die Hüter des Rechts endlich die Jäger jagen.
