Die Auftriebsströmung im Golf von Panama wird normalerweise durch nordöstliche Passatwinde angetrieben, die während der Trockenzeit durch Lücken im mittelamerikanischen Gebirge beschleunigt werden. Diese Winde erzeugen einen sogenannten Ekman-Transport, bei dem warmes Oberflächenwasser von der Küste weggeblasen wird, wodurch kühleres, nährstoffreiches Tiefenwasser nach oben strömen kann. Dieses Phänomen erstreckt sich über ein Gebiet von mehr als 60.000 Quadratkilometern und führt dazu, dass die Meerestemperaturen in der Region auf etwa 19 Grad Celsius sinken – deutlich kühler als die sonst üblichen tropischen Wassertemperaturen. Diese Abkühlung fördert das Wachstum von Phytoplankton, das als Basis der marinen Nahrungskette dient, und schützt Korallenriffe vor Hitzestress, der durch die zunehmende Ozeanerwärmung verursacht wird. Gleichzeitig unterstützt die Nährstoffzufuhr eine florierende Fischerei, die für die Küstengemeinden von zentraler wirtschaftlicher Bedeutung ist.
Im Jahr 2025 jedoch zeigte sich ein dramatischer Bruch mit diesem jahreszeitlichen Rhythmus. Die Daten des Physical Monitoring Program des Smithsonian Tropical Research Institute, die über vier Jahrzehnte hinweg konsistente Messungen der Meeresoberflächentemperaturen im tropischen Ostpazifik vor Panama liefern, zeigten, dass die typische Abkühlung erst im März einsetzte – zwei Monate später als gewohnt. Zudem war die Abkühlung deutlich schwächer und kürzer. Statt der üblichen mindestens 66 Tage dauerte sie nur zwölf Tage, und die Wassertemperaturen sanken lediglich auf 23,3 Grad Celsius, weit entfernt von den üblichen 19 Grad. Satellitendaten und Beobachtungen von Küstenstationen bestätigten ein ungewöhnlich homogenes Warmwassersignal, das auf eine stabile Schichtung des Ozeans hinweist: Eine wärmere, leichtere Deckschicht lag auf dem kühleren Tiefenwasser, was den Auftrieb behinderte.
Die Hauptursache für dieses beispiellose Ausbleiben der Auftriebsströmung liegt laut den Forscher in einer signifikanten Veränderung der Windverhältnisse. Die Passatwinde, die normalerweise den Auftrieb antreiben, waren 2025 schwächer und weniger konstant. Ohne die kräftigen Winde, die das Oberflächenwasser wegdrücken, konnte das Tiefenwasser nicht nachströmen. Warum die Winde jedoch so stark abgeschwächt waren, bleibt unklar. Die Forscher spekulieren, dass Veränderungen in den atmosphärischen Zirkulationssystemen, möglicherweise im Zusammenhang mit der fortschreitenden Klimaerwärmung, eine Rolle gespielt haben könnten. Die Innertropische Konvergenzzone, die die Windmuster in der Region beeinflusst, erreichte 2025 offenbar nicht ihre übliche südliche Position, was die Winddynamik weiter destabilisierte.
Die Folgen dieses Ausfalls sind weitreichend und besorgniserregend. Der Mangel an nährstoffreichem Tiefenwasser führte zu einem Rückgang des Phytoplanktonwachstums, was die gesamte marine Nahrungskette beeinträchtigt. Dies wirkt sich nicht nur auf die Artenvielfalt aus, sondern auch auf die Fischerei, die von der Produktivität der Auftriebszone abhängt. Korallenriffe, die auf die kühlende Wirkung des Tiefenwassers angewiesen sind, um Hitzestress zu vermeiden, könnten langfristig geschädigt werden. Die Forscher betonen, dass die ökologische und wirtschaftliche Bedeutung dieser Region die Dringlichkeit weiterer Untersuchungen unterstreicht. Es ist unklar, ob es sich bei dem Ereignis um eine einmalige Anomalie handelt oder ob es ein Anzeichen für eine fortschreitende Störung durch den Klimawandel ist.
