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Japan

‚Twitter Mörder‘ in Japan hingerichtet

Titelbild: Beispielbild Pixabay Japan Haftanstalt 8367abeaa55815832819734f23a47316Am heutigen Freitag, dem 27. Juni 2025, hat Japan nach fast drei Jahren Pause wieder eine Hinrichtung vollzogen, die erste seit Juli 2022. Dabei wurde Takahiro Shiraishi, bekannt als der „Twitter-Mörder“, für den Mord und die Zerstückelung von neun Menschen hingerichtet. Shiraishi hatte seine Opfer über soziale Medien, insbesondere Twitter, kontaktiert und angelockt, bevor er die Verbrechen zwischen August und Oktober 2017 beging. Die Hinrichtung erfolgte durch Erhängen, die einzige in Japan angewandte Methode, und wurde im Tokyo Detention House durchgeführt, einer von sieben Einrichtungen im Land, die über eine Hinrichtungskammer verfügen. Justizminister Keisuke Suzuki, der erst im November 2024 sein Amt angetreten hatte, genehmigte die Vollstreckung und verteidigte die Entscheidung auf einer Pressekonferenz. Er betonte, dass die Todesstrafe angesichts der Schwere solcher Gewaltverbrechen weiterhin notwendig sei, um die öffentliche Sicherheit zu gewährleisten. Suzuki erklärte, dass die Abschaffung der Todesstrafe derzeit nicht angemessen sei, da Verbrechen wie die von Shiraishi die Gesellschaft zutiefst erschüttern.
Die Hinrichtung markiert einen bedeutenden Moment in der japanischen Justizgeschichte, da sie die erste Vollstreckung unter der neuen Regierung nach den Parlamentswahlen im Oktober 2024 darstellt. Die Praxis der Todesstrafe in Japan ist seit langem umstritten, sowohl im Inland als auch international. Während die öffentliche Unterstützung für die Todesstrafe in Japan laut Umfragen, wie einer von 2020, nach wie vor hoch ist, gibt es wachsende Kritik an der Art und Weise, wie Hinrichtungen durchgeführt werden. Insbesondere die Geheimhaltung und die psychologische Belastung der Verurteilten stehen im Fokus. In Japan werden Todesurteile in der Regel durch Erhängen vollzogen, eine Methode, die seit 1873 unverändert geblieben ist. Der Prozess findet in speziellen Hinrichtungskammern statt, die von der Öffentlichkeit und Medien strikt abgeschirmt sind. Nur ein Staatsanwalt, der Gefängnisdirektor, ein Arzt und ausgewählte Strafvollzugsbeamte sind bei der Vollstreckung anwesend. Öffentliche oder unabhängige Beobachter werden nicht zugelassen, was die Transparenz stark einschränkt. Kritiker bemängeln, dass diese Geheimhaltung verhindert, dass mögliche Missstände, wie etwa fehlerhafte Vollstreckungen, die zu einem qualvollen Tod führen können, dokumentiert oder öffentlich diskutiert werden.
Ein weiterer Kritikpunkt ist die extreme Isolation und psychische Belastung, unter der Todeskandidaten in Japan leiden. Verurteilte verbringen oft Jahre, manchmal Jahrzehnte, in strenger Isolationshaft, ohne zu wissen, wann ihre Hinrichtung stattfinden wird. Sie werden erst wenige Stunden vor der Vollstreckung informiert, was als besonders grausam gilt, da es den Häftlingen keine Möglichkeit gibt, sich mental vorzubereiten oder sich von ihren Familien zu verabschieden. Diese Praxis wurde von internationalen Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International wiederholt verurteilt, die sie als Verstoß gegen internationale Menschenrechtsstandards ansehen. Zudem wird kritisiert, dass das japanische Justizsystem aufgrund langer Verhöre ohne Rechtsbeistand und sogenannter „Zwangsgeständnisse“ ein hohes Risiko für Fehlurteile birgt. Ein prominentes Beispiel ist der Fall von Iwao Hakamada, der 1966 wegen vierfachen Mordes verurteilt wurde, 2014 freigelassen und 2024 endgültig freigesprochen wurde, nachdem sich die Beweise als manipuliert herausstellten. Hakamada verbrachte über 45 Jahre im Todestrakt, was ihn zum weltweit am längsten inhaftierten Todeskandidaten machte. Sein Fall hat die Debatte über Fehlurteile und die Todesstrafe in Japan neu entfacht. Die Todesstrafe bleibt in Japan ein komplexes und kontroverses Thema. Während die Regierung und ein Großteil der Bevölkerung die Todesstrafe als notwendige Maßnahme zur Bestrafung schwerster Verbrechen verteidigen, argumentieren Gegner, dass die irreversible Natur der Strafe in Kombination mit den dokumentierten Fehlurteilen und der unmenschlichen Behandlung der Verurteilten ihre Abschaffung erforderlich macht. Die japanische Föderation der Rechtsanwaltskammern (JFBA) setzt sich seit Jahren für eine Abschaffung ein, während Klagen von Todeskandidaten, wie die von drei Häftlingen im Jahr 2022, die Praxis des Erhängens als unmenschlich anprangern und mehr Transparenz fordern. Der aktuelle Justizminister Suzuki hat jedoch klargestellt, dass Japan vorerst an der Todesstrafe festhalten wird. Derzeit befinden sich 105 Menschen im Todestrakt, und die Hinrichtung von Shiraishi könnte ein Signal sein, dass Japan die Todesstrafe wieder häufiger anwenden könnte, nachdem es in den Jahren 2023 und 2024 keine Vollstreckungen gab.
Die Hinrichtung von Takahiro Shiraishi hat nicht nur die Aufmerksamkeit auf die Todesstrafe selbst gelenkt, sondern auch auf die Rolle sozialer Medien bei der Ermöglichung schwerer Verbrechen. Shiraishis Fall, bei dem er gezielt Menschen mit suizidalen Tendenzen über Twitter ansprach, wirft Fragen über die Verantwortung von Plattformbetreibern und die Notwendigkeit besserer Schutzmechanismen im digitalen Raum auf. In den sozialen Medien, insbesondere auf Facebook, wird die Hinrichtung kontrovers diskutiert. Einige Nutzer betonen die Notwendigkeit von Gerechtigkeit für die Opfer und ihre Familien, während andere die Hinrichtung als düsteren Moment für die japanische Gesellschaft betrachten und die Abschaffung der Todesstrafe fordern. Die Debatte zeigt, dass die Todesstrafe in Japan weiterhin ein tief gespaltenes Thema bleibt, das sowohl ethische als auch rechtliche Fragen aufwirft.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Hinrichtung von Takahiro Shiraishi am 27. Juni 2025 ein Ereignis ist, das die komplexen Spannungen zwischen öffentlicher Meinung, staatlicher Politik und internationalen Menschenrechtsstandards in Japan widerspiegelt. Während die Regierung die Todesstrafe als notwendiges Instrument zur Bekämpfung schwerster Verbrechen verteidigt, wächst die Kritik an der mangelnden Transparenz, den harten Haftbedingungen und dem Risiko von Fehlurteilen. Der Fall Shiraishi wird die Diskussion über die Todesstrafe in Japan sicherlich weiter anheizen, ohne dass ein Konsens über ihre Zukunft in Sicht ist.

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