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Frankreich

Lecornus Rücktritt stürzt Frankreich in absolutes politisches Chaos

Titelbild: Beispielbild Pixabay 

In den frühen Morgenstunden des heutigen Tages hat Frankreich eine der dramatischsten Wendungen seiner jüngeren politischen Geschichte erlebt.  Der erst kürzlich ernannte Premierminister Sébastien Lecornu, ein 39-jähriger Politiker mit einer steilen Karriere in der Macron-Ära, reichte seinen Rücktritt ein – und das nur wenige Stunden, nachdem er am Vorabend sein neues Kabinett präsentiert hatte. Präsident Emmanuel Macron akzeptierte die Demission unverzüglich, wie das Élysée-Palais in einer knappen Mitteilung bestätigte, die die gesamte Nation in Staunen versetzte.

Lecornu, der am 9. September 2025 noch mit dem Versprechen eines „Neuanfangs“ und einer stabilen Regierungskoalition vereidigt worden war, hielt sein Amt damit lediglich 27 Tage inne – ein Rekord für die kürzeste Amtszeit eines Premierministers in der Fünften Republik, die seit 1958 besteht. Diese rasante Eskalation wirft ein grelles Licht auf die tiefe Zerrissenheit des französischen politischen Systems, das seit den Parlamentswahlen im Juni 2024 in einer permanenten Krise schwelgt, geprägt von fehlenden Mehrheiten, wirtschaftlichen Belastungen und wachsendem Misstrauen der Bürger gegenüber der Zentralregierung in Paris.Um die Tragweite dieses Ereignisses zu verstehen, muss man in die unmittelbare Vorgeschichte eintauchen. Lecornu, der zuvor als Verteidigungsminister unter Macron gedient hatte und für seine pragmatische, aber unnachgiebige Haltung in Sicherheitsfragen bekannt war, wurde Ende August 2024 nach dem Sturz seines Vorgängers François Bayrou berufen. Bayrou, ein erfahrener Zentrist, war erst neun Monate zuvor ins Amt gekommen und scheiterte letztlich an einem Misstrauensvotum im Parlament, das sich um den Haushalt 2025 drehte. Frankreich steht vor einer enormen fiskalischen Herausforderung: Die Staatsverschuldung hat kürzlich ein Rekordhoch von über 112 Prozent des Bruttoinlandsprodukts erreicht, und die EU-Kommission drängt auf rigorose Sparmaßnahmen, um ein Verfahren wegen Defizitüberschreitung zu vermeiden. Der Haushalt für das kommende Jahr sah drastische Kürzungen bei öffentlichen Ausgaben vor – Schätzungen gehen von Einsparungen in Höhe von bis zu 60 Milliarden Euro aus, die Renten, Sozialleistungen und Investitionen in Bildung und Infrastruktur betreffen. Lecornu sollte diese bittere Pille der Bevölkerung und den Fraktionen im Nationalversammlung – dem Unterhaus des Parlaments – verkaufen, in einem Land, wo Proteste gegen Sparpolitik traditionell zu Massenmobilisierungen führen.Die Ernennung Lecornus selbst war bereits ein Signal von Macron für Kontinuität inmitten des Chaos: Als loyaler Parteisoldat der Renaissance-Partei, der sich von lokaler Politik in der Normandie hochgearbeitet hatte, verkörperte er die centristische Linie des Präsidenten. Doch die Nationalversammlung ist seit den Wahlen von 2024 ein Flickenteppich ohne klare Mehrheit.  Das linke Bündnis Nouveau Front Populaire (NFP) mit seiner radikalen Linken um Jean-Luc Mélenchon hält die meisten Sitze, gefolgt vom prorogationistischen Lager Macrons und den Konservativen der Républicains (LR), während das rechtsextreme Rassemblement National (RN) von Marine Le Pen und Jordan Bardella als Außenseiter lauert. Macron, der nach seiner knappen Wiederwahl 2022 keine absolute Mehrheit mehr besaß, hatte gehofft, mit Lecornu eine fragile Allianz aus Zentristen und gemäßigten Rechten zu schmieden, um den Haushalt durchzubringen. Die Regierungsbildung zog sich Wochen hin, geplagt von Verhandlungen, die Lecornu in endlosen Sitzungen im Hôtel Matignon, dem Amtssitz des Premierministers, absolvierte. Am 5. Oktober endlich, spätabends, gab er die neue Kabinettsliste bekannt: Eine Mischung aus Altgedienten wie dem langjährigen Finanzexperten Bruno Le Maire, der überraschend als Verteidigungsminister zurückkehrte, und neuen Gesichtern, die den Konservativen entgegenkommen sollten.Doch genau diese Besetzung entfachte den Brand, der Lecornus Regierung binnen weniger Stunden verzehrte. Der rechtskonservative Innenminister Bruno Retailleau, ein einflussreicher Vertreter der Républicains, fühlte sich übergangen und drohte öffentlich mit einem Austritt aus der Koalition. Retailleau, der für seine harte Linie in Migrations- und Sicherheitsfragen bekannt ist, kritisierte scharf, dass die Ernennung Le Maires – eines Macrons-Treuen, der zuvor als Wirtschaftsminister gedient hatte – keinen echten „Neuanfang“ darstelle, wie Lecornu es versprochen hatte. In einem vertraulichen Gespräch am Vorabend, so Berichte aus dem Élysée-Kreis, habe Lecornu Retailleau nicht einmal über die Pläne informiert, was als Affront gewertet wurde. Die Républicains, die ohnehin nur widerwillig mitregierten, beriefen eine Notfallrunde ein und signalisierten, dass sie die Regierung im Parlament fallen lassen würden. Gleichzeitig donnerten Drohungen von links und rechts herein: Die NFP um Mélenchon sprach von einem „Kabinett der Reichen für die Reichen“ und plante ein Misstrauensvotum, während das RN Lecornus Besetzung als „Weiter-so“ des Macronismus verspottete und Neuwahlen forderte. Bardella, der charismatische RN-Vorsitzende, twitterte postwendend: „Macronismus ist tot – jetzt Auflösung oder Rücktritt des Präsidenten!“ Sogar aus Macrons eigenem Lager gab es Murmeln, da die Kabinettsliste zu wenig frisches Blut enthielt und die Sparpläne als sozial ungerecht brandmarkte.Der heutige Morgen brach an mit einer Flut von Anrufen und Krisensitzungen. Lecornu, der in der Nacht kaum geschlafen haben dürfte, traf sich um 8 Uhr mit Macron im Élysée-Palast. Die Beratung dauerte eine Stunde und endete mit der Entscheidung, die Regierung gleich mit zu opfern – eine Geste, die Lecornu als ehrenhaften Ausweg darstellte, um weitere Demütigungen zu vermeiden. Um 9:45 Uhr Paris-Zeit hieß es offiziell: „Monsieur Sébastien Lecornu hat die Demission seiner Regierung dem Präsidenten der Republik vorgelegt, der sie akzeptiert hat.“ Lecornu selbst trat um 10:45 Uhr vor die Presse und sprach von einer „unüberwindbaren Blockade“, die Frankreichs Stabilität gefährde, ohne jedoch detailliert auf die Kabinettsstreitigkeiten einzugehen. Seine Worte klangen resigniert, doch auch entschlossen. Er wolle Macron die Handlungsfähigkeit erhalten, indem er den Weg für einen Neuanfang freimache. Die Reaktionen überschlugen sich. Die Pariser Börse, der CAC 40-Index, fiel um fast zwei Prozent, der Euro verlor an Wert gegenüber dem Dollar, und internationale Märkte reagierten mit Besorgnis auf die anhaltende Instabilität in der zweitgrößten Eurozone-Wirtschaft. In Brüssel warnten EU-Vertreter vor einer Eskalation, die Frankreichs Kreditwürdigkeit weiter belasten könnte.Diese Krise ist nicht isoliert, sondern der Höhepunkt einer Spirale, die Macron seit Jahren in die Enge treibt. Seit seiner umstrittenen Rentenreform 2023, den Gelbwesten-Protesten und dem Wahlschock 2024 hat der Präsident fünf Premierminister durchlaufen – Lecornu war der Fünfte in knapp zwei Jahren. Jeder scheiterte an der fehlenden parlamentarischen Mehrheit, die Macron durch seine Weigerung, das Parlament aufzulösen, selbst verschärft hat. Er hatte im Sommer 2024 auf eine „hängende“ Regierung gesetzt, die von Fall zu Fall Mehrheiten bastelt, doch der Haushaltsstreit hat diese Illusion zerstört. Oppositionelle Stimmen werden lauter.  Mélenchon und die Linke fordern gar Macrons Amtsenthebung, während Le Pen eine „Volksabstimmung“ einfordert. Macron selbst, dessen Popularität auf unter 30 Prozent gesunken ist, beharrt darauf, bis 2027 im Amt zu bleiben und keine Neuwahlen auszurufen – eine Haltung, die Kritiker als sturköpfig brandmarken. Spekulationen kursieren, dass er nun auf eine Übergangsregierung setzen könnte, vielleicht mit einem Technokraten wie dem ehemaligen EU-Kommissar Thierry Breton, oder sogar auf eine Große Koalition, die unwahrscheinlich erscheint.Für Frankreich bedeutet dieser Rücktritt mehr als nur einen Regierungswechsel: Es ist ein Symptom einer tieferen Malaise, in der wirtschaftliche Unsicherheit – hohe Inflation, steigende Arbeitslosigkeit und Energiepreise – mit politischer Paralyse kollidiert. Die Bürger, die in Umfragen zunehmend Frustration äußern, sehen in der Lability der Regierung ein Versagen des Systems. Lecornus kurze Amtszeit unterstreicht, wie prekär die Balance zwischen Macrons autoritärem Stil und der parlamentarischen Realität ist. In den kommenden Tagen wird Macron einen Nachfolger benennen müssen, doch die Uhr tickt: Der Haushalt muss bis Jahresende verabschiedet werden, und jede Verzögerung riskiert eine Bewertungssenkung durch Ratingagenturen. Ob dieser Schock eine Wende einleitet oder die Krise nur vertieft, bleibt abzuwarten – doch eines ist klar- Frankreichs Politik bewegt sich auf ein Kipppunkt zu, das die gesamte EU erschüttern könnte.

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