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Asien

Ein kolonialer Nachfolgefeldzug zwischen Thailand und Kambodscha

Der Konflikt zwischen Thailand und Kambodscha, der seit Jahrhunderten schwelt, hat seine Wurzeln in historischen, kulturellen und territorialen Spannungen, die durch die Kolonialzeit und die Nachwirkungen der Khmer-Zivilisation verstärkt wurden. Im Zentrum des Streits steht der hinduistische Tempel Prasat Preah Vihear, ein UNESCO-Weltkulturerbe aus dem 10. bis 12. Jahrhundert, sowie das umliegende Grenzgebiet, das beide Länder für sich beanspruchen. Dieser Tempel, auf einem steilen Kliff im Dângrêk-Gebirge gelegen, ist nicht nur ein archäologisches Meisterwerk, sondern auch ein Symbol nationaler Identität und Stolz, was die Auseinandersetzungen umso leidenschaftlicher macht.
Die jüngste Eskalation im Juli 2025 hat die fragile Beziehung zwischen den beiden südostasiatischen Nachbarn erneut in den Fokus gerückt, mit schweren Gefechten, zivilen Opfern und der Gefahr eines umfassenderen Krieges.

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Die Ursprünge des Konflikts reichen weit zurück. Bereits im 19. Jahrhundert, während des Siamesisch-Vietnamesischen Krieges (1833–1846), etablierte Siam (das heutige Thailand) seine Oberherrschaft über Kambodscha. In dieser Zeit wurden kambodschanische Könige von siamesischen Herrschern gekrönt, was die Machtverhältnisse in der Region prägte. Mit dem Eintritt Frankreichs als Kolonialmacht in Indochina änderte sich die Dynamik. Frankreich übernahm 1861 die Kontrolle über Südvietnam und zeigte Interesse an Kambodscha, wodurch Siam gezwungen war, territorialen Ansprüchen nachzugeben. Ein entscheidender Moment war der Vertrag von 1904 zwischen Frankreich und Siam, der die Grenzziehung in der Region festlegte. Die daraus resultierende Karte wies den Tempel Preah Vihear Kambodscha zu, was Thailand jedoch nie vollständig akzeptierte, da die Karte angeblich nicht von der gemeinsamen Grenzkommission abgesegnet wurde.


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Im 20. Jahrhundert flammten die Spannungen wiederholt auf. Während des Zweiten Weltkriegs nutzte Thailand, verbündet mit Japan, die Schwäche Frankreichs, um 1942 Gebiete zurückzufordern, die es zuvor an die Kolonialmacht abgetreten hatte. Nach dem Krieg, 1949, brachte Frankreich mit Unterstützung Kambodschas eine Beschwerde gegen Thailand ein und forderte den Rückzug thailändischer Truppen aus dem Preah Vihear-Gebiet. 1958 spitzte sich die Lage zu, als Thailand Truppen an der Grenze mobilisierte und Kambodscha die diplomatischen Beziehungen abbrach. Ein Jahr später rief Kambodscha den Internationalen Gerichtshof (IGH) in Den Haag an, der 1962 entschied, dass der Tempel und das unmittelbare Gebiet Kambodscha gehören. Diese Entscheidung wurde 2013 erneut bestätigt, doch Thailand erkennt die Zuschreibung des umliegenden Territoriums, das den Zugang zum Tempel ermöglicht, nur teilweise an.


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Die jüngste Eskalation im Jahr 2025 wurde durch eine Kette von Ereignissen ausgelöst, die auf tief verwurzelte Misstrauen und innenpolitische Dynamiken zurückzuführen sind. Ende Mai 2025 starb ein kambodschanischer Soldat bei einem Schusswechsel in der Grenzregion Chong Bok, was die Spannungen verschärfte. Im Juni schloss Thailand mehrere Grenzübergänge, darunter den wichtigen Übergang Aranyaprathet-Poipet, und drohte, Strom- und Internetleitungen nach Kambodscha zu kappen. Kambodscha reagierte mit einem Importverbot für thailändische Produkte und einem Verbot thailändischer Medien. Ein geleaktes Telefonat zwischen Thailands Premierministerin Paetongtarn Shinawatra und Kambodschas Senatspräsident Hun Sen, in dem Shinawatra ihre eigene Armeeführung kritisierte, führte zu einer Regierungskrise in Thailand, da konservative Kreise dies als Verrat brandmarkten. Dieses innenpolitische Chaos in Thailand, gepaart mit dem Bestreben des neuen kambodschanischen Premierministers Hun Manet, innenpolitische Stärke zu demonstrieren, verschärfte die Lage weiter.

Am 24. Juli 2025 brachen heftige Gefechte aus, bei denen beide Seiten schwere Waffen, einschließlich Artillerie und Raketenwerfer, einsetzten. Thailand setzte F-16-Kampfjets ein, die nach eigenen Angaben zwei kambodschanische Militärhauptquartiere zerstörten, während Kambodscha von thailändischen Luftangriffen auf zivile Gebiete und den Einsatz von Streumunition berichtete. Die Opferzahlen stiegen schnell. Thailand meldete mindestens 15 Tote, darunter 14 Zivilisten, und über 46 Verletzte, während unbestätigte Berichte von bis zu 24 getöteten kambodschanischen Soldaten sprachen. Über 138.000 Zivilisten wurden evakuiert, und Thailand verhängte in acht Grenzbezirken das Kriegsrecht. Der Tempel Preah Vihear selbst soll durch die Kämpfe beschädigt worden sein, was die kulturellen und historischen Verluste dieses Konflikts unterstreicht.

Beide Länder werfen sich gegenseitig vor, den Konflikt provoziert zu haben. Thailand beschuldigte Kambodscha, neue Landminen gelegt zu haben, was Phnom Penh bestreitet und auf Relikte aus dem kambodschanischen Bürgerkrieg verweist. Kambodscha wiederum sprach von einem „unprovozierten Angriff“ Thailands und forderte den UN-Sicherheitsrat auf, einzugreifen. Die diplomatischen Beziehungen sind auf einem Tiefpunkt. Thailand rief seinen Botschafter zurück, wies den kambodschanischen Botschafter aus und schloss alle Grenzübergänge. Kambodscha stufte die Beziehungen auf die niedrigste Stufe herab. Videos und Bilder von Explosionen und zerstörten Gebieten, die in sozialen Medien kursieren, zeugen von der Intensität der Kämpfe.

International wächst die Sorge über die Eskalation. Die USA, China und Malaysia boten Vermittlung an, doch Thailand lehnt bisher Drittstaaten-Interventionen ab und besteht auf bilateralen Verhandlungen. Malaysia, das 2025 den Vorsitz der ASEAN innehat, drängt auf einen Waffenstillstand, und der UN-Sicherheitsrat berief eine Dringlichkeitssitzung ein. Südostasien-Experten wie Felix Heiduk warnen, dass der Konflikt die gesamte Region destabilisieren könnte, insbesondere da Thailand ein Verbündeter der USA und Kambodscha eng mit China verbunden ist. Ein weiterer Faktor ist der wirtschaftliche Schaden. Der Tourismus, ein zentraler Wirtschaftszweig beider Länder, ist bedroht, und die Kämpfe könnten regionale Handelswege stören.

Trotz der militärischen Eskalation besteht Hoffnung auf Deeskalation, da beide Länder in der Vergangenheit durch direkte Verhandlungen Konflikte entschärften. Doch die derzeitige politische Lage – mit einer geschwächten Regierung in Thailand und einem neuen Führer in Kambodscha, der seine Autorität festigen will – erschwert solche Ansätze. Der Konflikt ist nicht nur ein territorialer Streit, sondern auch ein Ausdruck von Nationalismus, historischen Ressentiments und innenpolitischen Machtkämpfen, die eine friedliche Lösung vorerst in weite Ferne rücken lassen.

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