Quellen: CNN, ABC, NBC, NYT, Washington Post
Titelbild: Beispielbild Pixabay
Die „No Kings“-Protestbewegung, die sich gegen die Politik und den Führungsstil von Präsident Donald Trump richtet, hat am 18. Oktober 2025 einen neuen Höhepunkt erreicht und damit die Ängste vieler Amerikaner vor einer autoritären Wende in der Demokratie greifbar gemacht. Unter dem Slogan „No Kings“, der betont, dass die Vereinigten Staaten kein monarchisches System dulden und der Präsident keine unumschränkte Macht wie ein König ausüben darf, versammelten sich Millionen von Menschen in über 2.600
Orten in allen 50 Bundesstaaten sowie in mehreren US-Territorien und sogar international in Städten wie London, Berlin und Madrid. Diese landesweite Mobilisierung, die als Nachfolger einer ähnlichen Demonstration im Juni 2025 gilt, war die dritte große Massenaktion gegen Trumps zweite Amtszeit seit seiner Wiederwahl im November 2024 und markierte damit einen wachsenden Widerstand gegen das, was Organisatoren als systematische Erosion demokratischer Institutionen beschreiben – von der Militarisierung städtischer Räume über aggressive Einwanderungspolitiken bis hin zu Korruption und einer Regierungsstreitigkeit, die nun in ihrer dritten Woche andauert und Millionen von Bundesangestellten in finanzielle Not stürzt.Die Proteste entzündeten sich ursprünglich an Trumps umstrittenen Maßnahmen, die viele als direkte Bedrohung der Gewaltenteilung und der Bürgerrechte empfinden: Die Bundesregierung hat unter seiner Führung die Nationalgarde in Städten wie Los Angeles und Chicago gegen den Willen lokaler Gouverneure und Bürgermeister eingesetzt, um Einwanderungsrazzien durchzusetzen, was zu Spannungen und Klagen von Kommunalpolitiken führte. In Los Angeles, wo im Juni fatale Schüsse auf Demonstranten während solcher Razzien fielen, eskalierten die Spannungen erneut, doch diesmal blieben die Kundgebungen weitgehend friedlich, wie Bürgermeisterin Karen Bass betonte, die die Ereignisse als „friedlichen Aufruf zur Verteidigung unserer Demokratie“ lobte.
Ähnlich in Chicago, wo Bürgermeister Brandon Johnson in einer leidenschaftlichen Rede vor Tausenden verkündete: „Wir werden uns nicht beugen, nicht buckeln, nicht ducken, nicht unterwerfen – wir werden unsere Demokratie und unsere Menschlichkeit verteidigen.“ Diese Worte hallten wider in einer Atmosphäre, die von einer Mischung aus Ernsthaftigkeit und karnevalesker Leichtigkeit geprägt war: Demonstranten in Kostümen der Freiheitsstatue, als aufblasbare Frösche verkleidet – ein Symbol aus Portland, das Trumps Versuche verspottet, Aktivisten als Anarchisten oder Terroristen darzustellen – oder mit Schilder wie „Ich schwöre Treue keinem König“ zogen durch die Straßen, schwenkten US-Flaggen und skandierten „No more Trump!“ Die Szenerie in Times Square, New York, wo über 100.000 Menschen zusammenkamen, glich einem Straßenfest mit humorvollen Plakaten und Musik, doch die Botschaft war klar und einheitlich: Trump agiere wie ein Monarch, der Kongress und Gerichte umgeht, freie Meinungsäußerung einschränkt und eine „Milliardärs-Ökonomie“ fördert, die für den Durchschnittsbürger unerschwinglich wird.Organisiert von einer breiten Koalition progressiver Gruppen wie Indivisible, MoveOn, 50501 und Public Citizen, die Hunderte lokaler und nationaler Partner einbinden, zielten die Proteste auf eine einheitliche Opposition ab, die über frühere Aktionen hinausgeht.
Ezra Levin, Mitbegründer von Indivisible, erklärte, die Demonstrationen seien „der größte patriotische Volkskraft-Moment gegen ein autoritäres Regime“, und warnten vor Trumps „Rachefeldzügen“ gegen Kritiker sowie seiner Umarmung geopolitischer Feinde bei gleichzeitiger Distanzierung von Alliierten, was die nationale Sicherheit gefährde. Schätzungen der Organisatoren sprechen von fast sieben Millionen Teilnehmern – doppelt so vielen wie im Juni, als bereits fünf Millionen mobilisiert wurden und das Harvard Crowd Counting Consortium dies als die zweitgrößte einheitliche Protestwelle seit Trumps erster Amtseinführung 2017 einstufte. In Washington D.C. allein zogen über 200.000 Menschen zum Kapitol, wo unabhängiger Senator Bernie Sanders warnte: „Dieser Moment dreht sich nicht nur um die Gier, Korruption oder Verachtung eines Mannes für die Verfassung – es geht um den Kampf für die Seele unserer Demokratie.“ Demokratische Führer wie Senatsminderheitsführer Chuck Schumer, Senator Chris Murphy aus Connecticut und Abgeordnete wie Alexandria Ocasio-Cortez und Cory Booker unterstützten die Kundgebungen öffentlich, wobei Murphy Trump als „den korruptesten Präsidenten in der US-Geschichte“ brandmarkte. Sogar internationale Solidaritätsaktionen vor US-Botschaften unterstrichen die globale Sorge vor einer „autoritären Übernahme“, wie Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom es nannte, der die Demonstranten zur friedlichen Teilnahme aufrief.Während die Proteste eine Welle der Hoffnung und Einheit entfachten – mit Berichten von null Verhaftungen in vielen Großstädten und einer spürbaren Steigerung der Beteiligung um 50 Prozent gegenüber früheren Events –, reagierten Trump und seine republikanischen Verbündeten mit Verachtung und Desinformation. Der Präsident, der den Tag auf seinem Golfplatz in Mar-a-Lago verbrachte, postete auf Truth Social ein KI-generiertes Video, in dem er als „King Trump“ dargestellt wird: Gekrönt fliegt er ein Kampfflugzeug mit der Aufschrift „KING TRUMP“ und bombardiert eine Menge von No-Kings-Demonstranten mit brauner Flüssigkeit – eine vulgäre Anspielung auf Exkremente, die als Hohn auf die friedlichen Versammlungen gemeint war. In einem Fox-News-Interview am Vortag hatte er die Vorwürfe abgetan: „Sie nennen mich einen König – ich bin kein König.“
Republikaner wie Sprecher des Repräsentantenhauses Mike Johnson diffamierten die Aktionen als „Hass-Amerika-Rallyes“, schoben sie für die Verlängerung der Regierungsstreitigkeit verantwortlich und warfen Organisatoren vor, Antifa oder „pro-Hamas“-Gruppen zu unterstützen, um eine Atmosphäre der Gewalt zu schüren. Solche Narrative, die auch die Ermordung des Trump-Verbündeten Charlie Kirk im September als Folge linker Agitation darstellen, zielten darauf ab, die Demonstranten als unamerikanisch zu diskreditieren, obwohl die Events von patriotischen Symbolen durchzogen waren und auf die Verteidigung der Verfassung pochten.Trotz der Spaltungen und Drohungen – einschließlich republikanischer Andeutungen von „Wir kommen euch holen“ – haben die No-Kings-Proteste nicht nur eine immense Mobilisierungskraft bewiesen, sondern auch langfristige Wellen geschlagen: Sie bauen auf dem Momentum früherer Aktionen gegen Elon Musks Kürzungen im Frühjahr und Trumps Militärparade im Juni auf und signalisieren eine vereinte Front, die von Rentnern wie der 72-jährigen Ginny Eschbach in Los Angeles, die als SpongeBob verkleidet protestierte, bis hin zu jungen Aktivisten reicht. In Salt Lake City ehrten Teilnehmer ein Opfer der Juni-Unruhen mit Botschaften von Hoffnung und Heilung, während in Flint, Michigan, eine Rentnerin ihren 70. Geburtstag mit der Kundgebung feierte. Diese Vielfalt unterstreicht, dass der Widerstand tief in der Gesellschaft verwurzelt ist und nicht auf Eliten beschränkt bleibt. Kritiker wie der Demokrat Chris Murphy sehen darin ein Zeichen, dass „große Rallyes Vertrauen geben, auch denen, die bisher am Rand standen, aber bereit sind, sich zu äußern“. In einer Zeit, in der Trumps Politik die Balance der Gewalten auf die Probe stellt – mit Klagen gegen Entlassungen von Bundesarbeitern während der Shutdown und Versprechen, Dissidenten zu bestrafen –, dienen die Proteste als Mahnung: Die Amerikaner erinnern sich an ihre republikanischen Wurzeln, wo keine Könige herrschen, sondern das Volk die Souveränität verkörpert. Ob diese Energie in konkrete politische Veränderungen mündet, bleibt abzuwarten, doch eines ist klar: Die Straßen Amerikas haben laut und unmissverständlich gesprochen, und die Echos von „No Kings“ werden noch lange nachhallen.
