Titelbild: Königliches Schloss in Oslo, Uwe Schmitt, Lizenz 4.0 Wikipedia
Der 28 Jahre alte Marius Borg Høiby aus Oslo, ist der älteste Sohn der norwegischen Kronprinzessin Mette-Marit und Morten Borg, einem Mann mit krimineller Vergangenheit.
Sein Leben war von Anfang an von öffentlichem Interesse geprägt, da er als erstes Stiefkind in der Geschichte der norwegischen Königsfamilie Aufmerksamkeit erregte. Obwohl er kein offizielles Mitglied des Königshauses ist und keinen Titel oder öffentliche Rolle innehat, wurde er in Norwegen oft als „Kleiner Marius“ bekannt, eine Anspielung auf eine Figur aus der norwegischen Literatur. Seine Mutter, Mette-Marit, lernte Kronprinz Haakon im Jahr 1999 kennen, und nach ihrer Hochzeit im Jahr 2001 wuchs Marius zusammen mit seinen Halbgeschwistern, Prinzessin Ingrid Alexandra und Prinz Sverre Magnus, auf dem königlichen Anwesen Skaugum auf. Seine Kindheit und Jugend waren jedoch von den ungewöhnlichen Umständen seiner Herkunft geprägt, die in der norwegischen Öffentlichkeit als kontrovers galten, insbesondere aufgrund der kriminellen Vergangenheit seines leiblichen Vaters und des sozial schwierigen Umfelds, in dem Mette-Marit vor ihrer Beziehung mit Haakon lebte.
Høibys frühes Leben war von bescheidenen Verhältnissen geprägt. Seine Mutter, damals Kellnerin, lebte in einem Arbeiterviertel in Lillestrøm und war zuvor mit einem Mann liiert, der ebenfalls straffällig geworden war. Morten Borg, Høibys Vater, saß zum Zeitpunkt seiner Geburt wegen drogenbezogener Gewalttaten im Gefängnis, und die beiden trafen sich erst später, als Marius mit seiner Mutter nach Oslo zog. Nach der Trennung von ihrem damaligen Partner, einem lokalen DJ, zog Mette-Marit 1999 nach Kristiansand, bevor sie Haakon kennenlernte und mit ihm nach Oslo zog. Diese Umstände, insbesondere die Tatsache, dass Mette-Marit eine alleinerziehende Mutter mit einer Vergangenheit in einem sozial schwierigen Umfeld war, führten zu Diskussionen in Norwegen, als sie in die königliche Familie eintrat. Marius selbst wurde von der Presse oft als Symbol für die unkonventionelle Geschichte seiner Mutter betrachtet, was ihm sowohl Sympathien als auch Kritik einbrachte.
In seiner Jugend besuchte Høiby zunächst eine Vorschule in London und später die Jansløkka-Grundschule in Asker, in der Nähe von Skaugum. Später wechselte er auf die Gesamtschule Solvang und schließlich auf das Sportgymnasium „Wang Toppidrett“ in Oslo. Nach seinem Schulabschluss 2016 begann er ein Wirtschaftsstudium am Santa Monica College in den USA, brach dieses jedoch nach wenigen Monaten ab. Zurück in Norwegen arbeitete er kurzzeitig in verschiedenen Berufen, unter anderem als Verkäufer, Motorradmechaniker und Praktikant bei einem Modeunternehmen. Er trat auch als Statist in der norwegischen Jugendserie „Skam“ auf. Trotz dieser Bemühungen wurde Høiby in der Öffentlichkeit zunehmend als privilegiert und problematisch wahrgenommen, was durch Berichte über seinen Lebensstil und seine sozialen Kreise verstärkt wurde.
Im Jahr 2017 geriet Høiby erstmals wegen Drogenbesitzes in die Schlagzeilen, als er beim Palmesus-Festival in Kristiansand überführt wurde. Dieser Vorfall markierte den Beginn einer Reihe von Kontroversen, die seinen Ruf nachhaltig beeinträchtigten. Medienberichte beschrieben sein soziales Umfeld als eine Mischung aus wohlhabenden Erben, Prominenten und Personen mit kriminellem Hintergrund, darunter Verbindungen zu Schwerverbrechern und Mitgliedern der Hells Angels. Besonders kritisch wurde sein Verhalten betrachtet, als Fotos von ihm mit Drogen und Waffen sowie in Begleitung umstrittener Persönlichkeiten auftauchten. Diese Bilder, die unter anderem Geldscheinbündel und Kokain zeigten, verstärkten den Eindruck, dass Høiby die Privilegien seiner Nähe zur königlichen Familie missbrauchte.
Im Jahr 2024 eskalierte die öffentliche und rechtliche Krise um Marius Borg Høiby. Am 4. August 2024 wurde er erstmals wegen Körperverletzung und Sachbeschädigung festgenommen, nachdem er seine damalige Freundin angegriffen haben soll. In den folgenden Monaten häuften sich die Vorwürfe, und am 18. November 2024 wurde er erneut verhaftet, diesmal auf Verdacht der Vergewaltigung. Die Ermittlungen ergaben, dass Høiby insgesamt 23 Straftaten vorgeworfen werden, darunter drei Fälle von Vergewaltigung, vier Fälle von sexueller Belästigung, zwei Fälle von Körperverletzung, ein Fall von Missbrauch in einer engen Beziehung, Verstöße gegen Kontaktverbote sowie weitere kleinere Vergehen wie Vandalismus und Verkehrsdelikte. Die Ermittlungen, die im Juni 2025 abgeschlossen wurden, identifizierten eine zweistellige Anzahl von Opfern, darunter mindestens zehn Frauen und ein Mann. Besonders brisant war die Entdeckung von Videos und Fotos auf Høibys Mobiltelefon, die als Beweismaterial dienten, darunter Aufnahmen von mutmaßlichen Übergriffen.
Høibys Fall hat in Norwegen eine breite Debatte ausgelöst, sowohl über seine persönliche Verantwortung als auch über die Rolle der königlichen Familie. Die norwegische Königsfamilie, die traditionell hohe Zustimmungswerte genießt, sieht sich durch diesen Skandal und andere Kontroversen, wie etwa die um den Schwiegersohn des Königs, Durek Verrett, mit einem massiven Vertrauensverlust konfrontiert. Kommentatoren wie Satu Jaatinen haben darauf hingewiesen, dass Høibys Verhalten die Popularität der Monarchie stark beschädigt hat, was sogar zu einem Anstieg der Mitgliederzahlen in der norwegischen Republikanerbewegung geführt hat. Mette-Marit selbst wurde kritisiert, weil sie ihren Sohn vor seiner Verhaftung gewarnt haben soll, was als Versuch der Zeugenbeeinflussung interpretiert wurde. Die königliche Familie hat sich zu den Vorfällen weitgehend zurückhaltend geäußert und betont, dass der Fall durch das norwegische Rechtssystem behandelt wird.
Høibys Anwaltsteam, angeführt von Petar Sekulic und Ellen Holager Andenæs, hat erklärt, dass er die meisten Vorwürfe, insbesondere die von sexuellem Missbrauch und Gewalt, zurückweist. Er hat jedoch zugegeben, in einem Fall unter Alkohol- und Drogeneinfluss gewalttätig geworden zu sein, und angekündigt, sich einer Behandlung für seine Substanzprobleme zu unterziehen. Derzeit befindet sich der Fall bei der Staatsanwaltschaft, die entscheiden wird, ob eine formelle Anklage erhoben wird. Sollte es zu einem Prozess kommen, drohen Høiby bei einer Verurteilung mehrere Jahre Gefängnis. Der Ausgang des Verfahrens wird nicht nur Konsequenzen für ihn persönlich haben, sondern könnte auch die öffentliche Wahrnehmung der norwegischen Monarchie nachhaltig beeinflussen.
Insgesamt stellt der Fall Marius Borg Høiby einen Wendepunkt in der Geschichte der norwegischen Königsfamilie dar. Von einem einst als charmant geltenden Jungen, der als „Kleiner Marius“ das Herz vieler Norweger eroberte, hat er sich zu einer zentralen Figur in einem der schwerwiegendsten Skandale entwickelt, die die Monarchie in jüngerer Zeit erschüttert haben. Die Diskussionen über Privilegien, Verantwortung und die Rolle von Königshäusern in modernen Gesellschaften sind durch diesen Fall neu entfacht worden, und die weitere Entwicklung wird sowohl in Norwegen als auch international mit großem Interesse verfolgt.
