Titelbild: Breitmaulnashorn, kasaan media, 1987
Das Breitmaulnashorn, wissenschaftlich bekannt als Ceratotherium simum, ist eine der fünf verbliebenen Nashornarten und zählt zu den beeindruckendsten Säugetieren Afrikas. Mit seinem massigen Körper, der bis zu 2,3 Tonnen wiegen kann, und seiner charakteristischen breiten Maulpartie ist es ein unverkennbares Symbol der afrikanischen Savanne. Es gehört zur Familie der Nashörner (Rhinocerotidae) und ist eng verwandt mit dem Spitzmaulnashorn, unterscheidet sich jedoch deutlich in Aussehen, Lebensraum und Verhalten.
Das Breitmaulnashorn, oft auch als „Weißes Nashorn“ bezeichnet, verdankt seinen Namen nicht seiner Farbe, sondern einer Verfremdung des afrikaanschen Wortes „weit“, was „breit“ bedeutet und auf das breite Maul hinweist. Dieses Maul ist perfekt an die Lebensweise des Tieres angepasst, da es hauptsächlich Gras frisst und somit ein typischer Weidegänger ist. Im Gegensatz zum Spitzmaulnashorn, das sich überwiegend von Blättern und Zweigen ernährt, bevorzugt das Breitmaulnashorn offene Graslandschaften, wo es große Mengen an Gras konsumiert. Seine breite Schnauze ermöglicht es, effizient große Flächen kurz zu grasen, ähnlich wie eine lebende Rasenmähermaschine.
Der Körperbau des Breitmaulnashorns ist imposant. Es erreicht eine Schulterhöhe von bis zu 1,8 Metern und eine Körperlänge von etwa 3,5 bis 4,6 Metern, ohne den Schwanz. Die Haut ist dick, grau und wirkt fast wie eine natürliche Panzerung, obwohl sie empfindlich gegenüber Sonnenbrand und Insektenstichen ist. Um sich vor diesen Umwelteinflüssen zu schützen, suhlt sich das Breitmaulnashorn gerne im Schlamm, was gleichzeitig als Kühlung dient. Ein weiteres markantes Merkmal sind die zwei Hörner auf der Schnauze, die aus Keratin bestehen und kontinuierlich nachwachsen. Das vordere Horn ist in der Regel länger und kann bis zu 1,5 Meter messen, während das hintere kleiner ist. Diese Hörner dienen nicht nur der Verteidigung gegen Raubtiere, sondern auch bei Rangkämpfen oder zur Markierung des Territoriums.
Das Breitmaulnashorn ist ein soziales Tier, das oft in kleinen Gruppen lebt, bestehend aus Kühen und ihren Kälbern oder Junggesellengruppen. Im Vergleich zum eher solitär lebenden Spitzmaulnashorn zeigt es eine ausgeprägtere Gruppenstruktur, wobei dominante Männchen jedoch ein striktes Territorialverhalten an den Tag legen. Diese Männchen markieren ihre Reviere mit Urin und Kot, um ihre Präsenz zu signalisieren. Die Fortpflanzung erfolgt langsam. Nach einer Tragzeit von etwa 16 bis 18 Monaten bringt die Kuh ein einziges Kalb zur Welt, das bei der Geburt bereits 40 bis 65 Kilogramm wiegt. Die Kälber bleiben bis zu drei Jahre bei der Mutter, bevor sie selbstständig werden.
Der Lebensraum des Breitmaulnashorns erstreckt sich hauptsächlich über die Savannen und Graslandschaften Süd- und Ostafrikas, wobei die größte Population in Südafrika zu finden ist. Länder wie Namibia, Simbabwe und Kenia beherbergen ebenfalls bedeutende Bestände. Es bevorzugt offene Landschaften mit Zugang zu Wasserquellen, da es täglich große Mengen Wasser benötigt. Trotz seiner Größe und scheinbaren Trägheit ist das Breitmaulnashorn erstaunlich agil und kann Geschwindigkeiten von bis zu 40 km/h erreichen, wenn es bedroht wird.
Leider ist das Breitmaulnashorn stark bedroht, obwohl es im Vergleich zum Spitzmaulnashorn weniger stark vom Aussterben gefährdet ist. Die Hauptgefahr geht von der Wilderei aus, da die Hörner auf dem Schwarzmarkt, insbesondere in Asien, einen hohen Wert haben und in der traditionellen Medizin verwendet werden, obwohl wissenschaftlich kein medizinischer Nutzen nachgewiesen ist. Dank intensiver Schutzmaßnahmen, wie der Einrichtung von Wildreservaten und Anti-Wilderei-Patrouillen, hat sich die Population des Breitmaulnashorns in den letzten Jahrzehnten stabilisiert, insbesondere die südliche Unterart (Ceratotherium simum simum). Die nördliche Unterart (Ceratotherium simum cottoni) hingegen gilt als nahezu ausgestorben, mit nur wenigen Individuen in Gefangenschaft.
Das Breitmaulnashorn spielt eine entscheidende Rolle im Ökosystem, da es durch sein Weideverhalten die Vegetation kontrolliert und so die Biodiversität in seinem Lebensraum fördert. Es ist ein Schlüsselindikator für die Gesundheit der Savanne, da seine Anwesenheit auf intakte Graslandschaften hinweist. Gleichzeitig ist es ein Symbol für die Herausforderungen des Naturschutzes, da sein Überleben von menschlichem Engagement abhängt. Durch Bildungsprogramme, internationale Kooperationen und nachhaltigen Tourismus wird versucht, das Bewusstsein für den Schutz dieser majestätischen Tiere zu stärken, damit sie auch in Zukunft die afrikanischen Landschaften prägen können.
