Die Guinea-Paviane, die seit 1942 im Nürnberger Tiergarten gehalten werden, gehören zu einer vom Aussterben bedrohten Art, die in der freien Wildbahn, vor allem in westafrikanischen Schutzgebieten, immer seltener wird. Der Zoo ist Teil des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms (EAZA), das darauf abzielt, eine genetisch vielfältige Reservepopulation aufzubauen, um die Art langfristig zu sichern. Das Gehege im Nürnberger Zoo ist jedoch nur für etwa 25 Tiere ausgelegt, während die aktuelle Gruppe deutlich größer ist. Diese Überbelegung führt laut Zoo zu erheblichen Problemen.
Bereits in der Vergangenheit hat der Zoo versucht, die Population zu kontrollieren. So wurden Verhütungsmittel eingesetzt, die jedoch nicht den gewünschten Effekt erzielten, da sie teilweise irreversible Folgen hatten und die soziale Struktur weiter destabilisierten. Auch die Abgabe von Tieren an andere Zoos war weitgehend erfolglos. Fünf Paviane wurden nach Paris und elf nach China vermittelt, doch weitere 15 Tiere, die ebenfalls nach China sollten, blieben aufgrund fragwürdiger Haltungsbedingungen in Nürnberg. Eine internationale Suche nach aufnahmebereiten Zoos oder Auffangstationen brachte trotz intensiver Bemühungen keine konkreten Angebote. Ein Angebot eines indischen Zoos in Gandhinagar wurde geprüft, aber nach intensiven Verhandlungen und einer Begutachtung vor Ort vom Zoo und der EAZA als ungeeignet eingestuft. Ebenso wurden Angebote aus Großbritannien und Österreich verworfen, da die Haltungsbedingungen nicht den Anforderungen entsprachen oder notwendige Informationen fehlten.
Die Pläne des Zoos, die Tiere zu töten, stoßen auf massiven Widerstand. Tierrechtsorganisationen wie Pro Wildlife kritisieren die „Entsorgungsmentalität“ des Zoos und sehen in der geplanten Tötung einen Verstoß gegen das deutsche Tierschutzgesetz, das die Tötung von Tieren ohne vernünftigen Grund als Straftat ahndet. Sie werfen dem Zoo vor, das Problem der Überpopulation durch jahrelange unzureichende Zucht- und Haltungspolitik selbst verursacht zu haben. Alternativen wie eine Gehegeerweiterung, ein Zuchtstopp oder die Abgabe an Auffangstationen wie das „Wales Ape and Monkey Sanctuary“ des Great Ape Project wurden laut Tierschützern nicht ausreichend geprüft.
Zoo-Direktor Dag Encke verteidigt die Entscheidung und spricht von einem Dilemma, bei dem tierschutzrechtliche, naturschutzrechtliche und strafrechtliche Aspekte abgewogen werden müssten.
Die öffentliche Empörung bleibt groß. Auf Facebook und Twitter werden unter Hashtags wie #PavianeRetten protestiert, und eine Online-Petition fordert die Aussetzung der Tötungspläne sowie die Prüfung tierschutzgerechter Alternativen.
