Titelbild: CDU/ Böhmer Lizenz 3.0
Wolfgang Böhmer, der langjährige ehemalige Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, ist im Alter von 89 Jahren verstorben. Die Nachricht seines Todes wurde heute von der Staatskanzlei in Magdeburg bekanntgegeben.
Böhmer, eine prägende Figur der sächsischen Politik, führte das Bundesland von 2002 bis 2011 als Ministerpräsident und wurde von vielen als „Landesvater“ wahrgenommen, der mit Besonnenheit, Verlässlichkeit und Klarheit das Vertrauen der Menschen gewann. Sein Wirken hinterließ tiefe Spuren in Sachsen-Anhalt, wo er nicht nur als Politiker, sondern auch als Mensch geschätzt wurde, der Tradition und Modernisierung miteinander verband.
Geboren 1936, begann Böhmer seine berufliche Laufbahn nicht in der Politik, sondern in der Medizin. Als promovierter Gynäkologe war er viele Jahre Chefarzt am Paul-Gerhardt-Stift in Wittenberg, bevor er sich ganz der Politik widmete. Bereits 1990 zog er in den Landtag von Sachsen-Anhalt ein und übernahm 1991 das Amt des Finanzministers, was ihn dazu zwang, seine medizinische Karriere aufzugeben – eine Entscheidung, die er später als „schweren Herzens“ beschrieb. Nach einer kurzen Phase als Arbeitsminister übernahm er den Vorsitz der CDU Sachsen-Anhalt und führte die Partei als Fraktionschef, bevor er schließlich Ministerpräsident wurde. Seine Zeit als Regierungschef war geprägt von einem ausgleichenden Führungsstil, der darauf abzielte, Stabilität und Fortschritt im Land zu fördern. Böhmer stand für eine Politik, die nicht Selbstzweck war, sondern stets den Menschen diente, wie der aktuelle Ministerpräsident Reiner Haseloff in seinem Nachruf betonte.
Haseloff würdigte Böhmer als einen der „großen Sachsen-Anhalter“, der mit seiner Authentizität und seinem Engagement das Vertrauen der Bevölkerung über Parteigrenzen hinweg gewann. Besonders hervorgehoben wurde Böhmers Fähigkeit, Traditionen zu bewahren und gleichzeitig die Modernisierung des Landes voranzutreiben. Sein politisches Handeln war von einer tiefen Menschenkenntnis und Lebenserfahrung geprägt, die es ihm ermöglichten, Orientierung zu geben und das Gemeinwesen zu stärken. Zu seinen Verdiensten zählt auch die Mitgestaltung des Aufbaus Ost, wobei er sich für eine gute Ordnung und Verlässlichkeit einsetzte, ohne sich populistischen Strömungen zu beugen.
Böhmer erhielt für sein Lebenswerk zahlreiche Auszeichnungen, darunter 2015 den Verdienstorden des Landes Sachsen-Anhalt, die höchste Ehrung des Bundeslandes. Auch die Lutherstadt Wittenberg ernannte ihn zum Ehrenbürger, eine Anerkennung seiner Verdienste um die Region. Selbst nach dem Ende seiner aktiven politischen Karriere blieb Böhmer eine respektiere Stimme. Noch zu seinem 80. Geburtstag äußerte er sich im MDR-Interview zu politischen Themen, zeigte sich aber auch reflektiert über das Altern: „Ich merke, wie alt ich bin, aber ich versuche, nicht laut darüber zu jammern“, sagte er damals.
Sein Tod markiert das Ende einer Ära für Sachsen-Anhalt. Wolfgang Böhmer wird als Politiker in Erinnerung bleiben, der mit Beharrlichkeit, Aufrichtigkeit und einem klaren Fokus auf das Wohl der Menschen sein Land geprägt hat. Sein Vermächtnis lebt in den Errungenschaften seiner Amtszeit und im Respekt weiter, den er weit über die Grenzen Sachsen-Anhalts hinaus erworben hat.
Quellen: Agenturen und MDR, Staatskanzlei Sachsen-Anhalt
