Drach: Ganz dickes Ding, kasaan media, 2016
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Ex- Knastkumpel von Drach tönte schon 2015 mit „noch einem ganz dicken Ding“

Drach-Überfälle mit langer Ansage

Tapferer Jan Philipp Reemtsma

Sommer 2015 – als hätte der Intellektuelle, 1996 entführte Jan Phillip Reemtsma, nicht schon genug mitgemacht. 32 Tage war er in der Geiselhaft von Drach, der ihm am Ende der Entführung sagte, dass er, sinngemäß, die „Luxusausgabe eines Kidnappings mitgemacht“ hätte und ihn dann kurzerhand in einem Wald südlich von Hamburg aussetzte.

Das ist fast 25 Jahre auf den Tag genau her.

Das Verbrechen an dem Tabakerben schockierte ganz Deutschland in der Zeit.

Die Täter, die dann gefasst wurden, waren eher zweitklassige Laiendarsteller in der Unterwelt. Spitzname: „Der dicke Faruk“, Wolfgang Koszics‘ Ausflug in Tausendundeine Nacht und  Peter Richter, ein völlig unscheinbarer Geist, der Gerätschaften für die Entführung besorgt hatte und dann Tage nach der Entführung in Malaga in Spanien aufgegriffen wurde. Der Pole Piotr Laskowski stieg drei Wochen nach der Entführung aus dem Team um Drach aus. Wahrscheinlich nicht ohne Grund nahm er lieber die 15.000 DM als „Trostpreis“. 

Bei der dritten Geldübergabe klappte es dann auf der Höhe von Krefeld, knapp über einen Monat nach der Entführung in Blankenese. Und Reemtsma kam sogar vor der Zeit, die Drach prognostiziert hatte, frei. Es war Zynismus pur, den Drach postulierte.

Die Jahre danach

Doch die Szene derer, die sich zu Beginn des Jahrtausends gegen Jan Phillip Reemtsma verschworen, waren größer als die von Drach um sich gescharrten Speichellecker, die es natürlich alle auf den Rest des Lösegeldes abgesehen hatten. Und es war noch etwas da, da waren sich die gierigen Beobachter der Szene einig. Dazwischen Rocker von Hell Angels und andere, die sich auf das Geldwaschen, wie Bulgaren und Polen, verstanden. Der größte Teil der ca. 30 Millionen DM blieb verschwunden, die Drachs Bande abkassiert hatte. 

Drach soll nach Auskunft eines ehemaligen Mitgefangenen in Bordelle investiert haben und selbst übers Ohr gehauen worden sein. In den Kreisen von St. Pauli nahmen sich die Eminenzen des Rotlichts nichts. Drach war nach seiner Verurteilung 2001 wegen der Entführung von Reemtsma schnell vergessen und damit auch seine möglichen Beteiligungen an den darbenden Freudenhäusern der Hansestadt und anderswo. Zwar wurden die Etablissements durchsucht, doch nichts gefunden, was auf eine Beteiligung von Drach aus dem lateinamerikanischen Exil hinwies, wohin er nach der Entführung, über Stationen in Köln, Frankreich, in Venezuela, Kuba und Uruguay geflohen war und erst 1998 festgenommen wurde.

Dass nichts mehr für ihn übrig geblieben war, hatte Drach wohl auch im Knast gehört und schmiedete Rachepläne, die ihn wieder in die Position des reichen Erpressers zurückkatapultieren sollten. Für ihn war es keine Entführung, sondern ein Handelsgeschäft. 

Drach hatte es Reemtsma persönlich übel genommen, dass das angeblich letzte Versteck in einem Schließfach in Uruguay, mit mehr als 400.000 US$, 2013 ausgeräumt wurde. ESPO-Chef Jürgen Jaitner hatte ganze Arbeit geleistet.

Ob Drach bankrott war, wird bezweifelt. Zwar hieß es, er wäre pleite, aber scheinbar gab es doch noch „Rücklagen“ aus vergangenen Tagen.

Und der Hamburger Milliardär und Soziologe Reemtsma ließ nie locker, wenn es darum ging, Drach das Leben schwer zu machen. Das war richtig so.

Drach fühlte sich über Jahre um seinen Teil an der Beute betrogen und schwadronierte in der JVA Hamburg Santa Fu, dass er Reemtsma gut behandelt hätte.

Sonst wäre er in der Zeit in Santa Fu in Einzelhaft gewesen. Drach sei gefoltert worden, hörte man aus dessen Umfeld. Wie, das wurde nie gesagt, dieser Umstand darf auch bezweifelt werden. Drach gab zum Besten, dass Reemtsma die Justiz bezahlt hätte, um ihn zu quälen. Darüber hinaus versuchte er krampfhaft, die Reste des Lösegeldes über Mitgefangene zu sichern, was misslang. Es ging um Plastikfässer, die irgendwo vergraben waren und um zahlreiche Schließfächer, zu denen dann die Langzeitfreundin von Drach angeblich den Schlüssel verlor. Auch gab es Spuren nach Albanien. 

Das Umfeld Drachs – Dicke Lippe und nichts dahinter

Da war einer in seinem Umfeld, Alfons* (Name von der Redaktion geändert), der sich auch gerne mal mit stadtbekannten Kinderschändern traf – zog er vom Leder- wie gemein die deutsche Justiz war, wie korrupt das System gegen ihn, der eigentlich nur mit den Großen zusammen verkehrte, vorgegangen war. Doch 2009 trennten sich die Wege von Alfons und Drach, weil dieser in eine andere Haftanstalt verlegt worden war. 

Alfons, ehemaliger Mitgefangener von Drach, wusste immer alles gleich. Er war zwei Jahre nach dem Reemtsma-Entführer entlassen worden, 2015. – Das Urgestein aus Hamburg mit großem Mundwerk – aus der ehemaligen, lokalen Zuhälterszene in St. Pauli, genoss nach vielen Jahren wieder seine Freiheit. Daneben trat er für einen rechtsnationalen Staat ein, der ganz nach dem Geschmack von Nazis gewesen wäre. Sein Geschwurbel war jedem Zuhörer nach Minuten unerträglich. 

Alfons‘ Tochter war 2015 vergewaltigt worden, er schlich los und suchte den Vergewaltiger selbst.

Nur zwei Tage später, als ihm das Geld ausging, was nach dem Hartz – 4 Satz bezahlt wurde, wurde er „überfallen“. Von zwei Phantomen. Vorher suchte er händeringend noch jemanden, der ihn zusammenschlug. Dann bezichtigte er zwei Russen, die mit dem eigentlichen Geschehen überhaupt nichts zu tun hatten, die es zu dem Zeitpunkt nicht gab und war beleidigt, dass er nur Lebensmittelgutscheine von der Behörde bekam.

Er war noch nicht einmal einen Monat frei. 

Tage später war er angeblich in eine Schießerei verwickelt. Räuber aus Wilhelmsburg, die er beim nächtlichen Einbruch stellte, hätten in der Dunkelheit  auf den „unscheinbaren“ Mann geschossen. „Alter, die Kugeln sind mir um die Ohren geflogen.“ Angeblich hätten die Attentäter im Gebüsch gewartet. Auf ihn, um zu verhindern, dass er vor dem Amtsgericht in Hamburg eine Aussage machte. Ob diese mit dem restlichen Lösegeld im Zusammenhang stand, ließ Alfons offen. Cool und lässig bekundete Alfons: „Früher hätte ich 30 % genommen. Heute rufe ich die Bullen!“    Alfons griff einer Frau schon mal gerne an die Brust.  Er gab sich als gesetzestreuer Bürger mit Anspruch, ausgemachte Verbrecher selbst jagen zu dürfen. Seine Form von Gerechtigkeit konnte man in den Wachen nicht vermitteln, die Beamten dort hielten sich an das Gesetz und nicht die Vorgaben von Alfons.  Er hatte in Jahren in St. Fu nur dem Anstrich nach geändert, aber Drachs verlorenes Lösegeld machte ihn gierig.

Kameraden

Mittlerweile war Alfons studierter Jurist, zumindest eigener Auskunft nach, machte alles auf seine Art. Er war als notorischer Aufschneider, und so beschrieben ihn seine Weggenossen – als pathogener Lügner bekannt. Deshalb konnte niemand die zusammenhangslosen Erzählungen von Alfons für voll nehmen. In Santa Fu war er der Mann für das Grobe, und wenn es darum ging, Romantik und den Gigolo für eine der Beamtinnen zu spielen, so kämpfte er natürlich auf der kargen Gefängnispritsche in vorderster Front.  

Auch wenn es um Koks ging, war der ehemalige Mitgefangene von Drach erfinderisch, das im Knast besonders beliebte Puder zu besorgen, eben ein Ex-Kumpel von Reemtsma Entführer Thomas Drach, der nunmehr leibhaftig auf der sonnigen Insel Ibiza weilte. Das gefiel Alfons offensichtlich nicht.

Drach, dem er eine gewisse Intelligenz zutraute, man kannte sich und den Weg des noch verschwundenen Lösegeldes aus der Aufsehens erregenden Entführung 1996.

Schon damals hatte er in vertraulichen Gesprächen Alfons bestätigt: „Lutz (Bruder von Thomas Drach) hat das Geld verzockt. Aber Kosiczs hat noch was. “ 

Sein Knastkumpel unkte 2015 „Drach wird noch ein ganz dickes Ding drehen. Der macht noch seinen Schnitt!“, dröhnte der Mann unverdrossen.

Aber da war noch ein Detail, was lange bevor das jähe Ende von Kosiczs‘ der breiteren Öffentlichkeit bekannt war, wohl aus dem nie verendenden Mundwerk von Alfons kam, der behauptete kühn und fest, dass Kosiczs‘ verfolgt worden war, weil man wusste, er hatte Geld aus dem Lösegeld 18 Jahre zuvor, noch aus finsteren Kanälen zu erhalten. Er hatte zahlreiche Kumpel Drachs in Verdacht.

Drachs ehemaliger Knastkumpel Alfons allerdings traute Reemtsma die Beauftragung der Verfolgung von dem unter mysteriösesten Umständen in Portugal am 10. Februar 2014 im Meer vor der portugiesischen Stadt Sagres ums Leben gekommenen Wolfgang Kosiczs zu, was dem Rest seiner Geschichte widersprach. Alfons wusste alles über die fehlende Hose von Koszics. 

Reemtsma wäre niemals dazu in der Lage gewesen, das wussten die geistigen Mittäter von Drach schon. Aber es musste Dreck geworfen werden. Schließlich war außer den 4 Millionen wertlos gewordenen Schweizer Franken noch anderes Geld zu holen. Zudem soll Drach schon im Knast verschiedenen Kumpels anvertraut haben, dass er dem verhassten Kosiczs nach dem Leben trachtete.

Reemtsma schien wie der persönliche Feind von Drach und seinen Mitstreitern, die dabei die alten Kumpel aus dem Laufhaus deckten und der Mitgefangene wollte hier und da noch mal „Maß nehmen“, um auch „eine Mark abzubekommen„.

All das endete nun in den Raubtaten des Thomas Drach, der offensichtlich doch pleite war. 

bofrost DE

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