Titelbild: Beispielbild Pixabay
Geht’s noch?
Gestern versammelten sich mehrere Tausend Menschen in und um Altschauerberg, einem kleinen Ortsteil von Emskirchen in Mittelfranken, Bayern, um am sogenannten „Schanzenfest“ teilzunehmen, einer Veranstaltung, die in sozialen Medien organisiert wurde und sich gegen den umstrittenen YouTuber „Drachenlord“, dessen richtiger Name Rainer Winkler ist, richtete. Die Veranstaltung zog vor allem Gegner des Drachenlords an, die als „Hater“ bekannt sind und seit Jahren einen Konflikt mit ihm austragen, der aus dem Internet in die reale Welt übergeschwappt ist.
Obwohl Rainer Winkler sein ehemaliges Anwesen, die sogenannte „Drachenschanze“, bereits 2023 verkauft hatte und Altschauerberg verlassen hat, strömten laut Polizeiangaben bis zu 4.000 Menschen in den Ort, um an der Veranstaltung teilzunehmen. Sie reisten per Auto und Zug an, was den kleinen Ort vor erhebliche Herausforderungen stellte.
Die Polizei war aufgrund der Ankündigungen in sozialen Medien vorbereitet und mit einem Großaufgebot vor Ort, einschließlich zahlreicher Einsatzkräfte, einer Reiterstaffel und eines Unterstützungskommandos. Der Markt Emskirchen hatte im Vorfeld eine Allgemeinverfügung erlassen, die größere Menschenansammlungen, Lärm und den Einsatz von Feuerwerkskörpern in den Gemarkungen Emskirchen und Schauerberg untersagte, um die öffentliche Ordnung zu wahren.
Trotz dieser Maßnahmen war es für die Polizei schwierig, die Verfügung durchzusetzen, da viele der Anwesenden sich in den verbotenen Bereichen aufhielten. Die meisten versammelten sich in der Umgebung von Altschauerberg, einige jedoch auch direkt im Ort. Die Straße, in der sich das ehemalige Anwesen des Drachenlords befand, blieb jedoch weitgehend frei, da sie von der Polizei abgeriegelt wurde.
Die Lage blieb überwiegend friedlich, dennoch kam es zu vereinzelten Vorfällen. Ein Polizeisprecher berichtete von einer Beleidigung eines Beamten, einer Widerstandshandlung und dem Zünden von Pyrotechnik in einem Waldstück. Zudem zerstörte ein 20-Jähriger das Fenster einer Jagdhütte und zog sich dabei eine stark blutende Verletzung zu, die eine Versorgung durch den Rettungsdienst und eine Einlieferung ins Krankenhaus erforderlich machte. Ein 16-Jähriger wurde vorläufig festgenommen, und bei etwa 100 Personen wurden die Identitäten anhand von Ausweisen und Aufenthaltspapieren überprüft, was zu Ordnungswidrigkeitenverfahren führte. Am späten Nachmittag begannen die meisten Anwesenden, den Ort zu verlassen, und die Polizei ging davon aus, dass sich die Menschenmenge im Laufe des Abends vollständig auflösen würde. Die Beamten behielten die Situation bis dahin im Blick, um weitere Zwischenfälle zu verhindern.
Der Konflikt zwischen dem Drachenlord und seinen Hatern hat eine lange Geschichte, die weit über dieses Ereignis hinausgeht. Seit Jahren steht Rainer Winkler im Fokus von Anfeindungen, die durch seine Online-Präsenz als YouTuber und seine oft kontroversen Inhalte angeheizt wurden. In der Vergangenheit führten diese Auseinandersetzungen immer wieder zu Provokationen vor Ort, bei denen Hater sein Anwesen in Altschauerberg aufsuchten, um ihn zu konfrontieren. Die Polizei musste über Jahre hinweg regelmäßig wegen Ruhestörung, Sachbeschädigung, Körperverletzung und anderen Vorfällen ausrücken.
Solche „Schanzenfeste“ fanden bereits in der Vergangenheit statt und sorgten für erhebliche Belastungen für die Anwohner und die Behörden. Mehrere Hater wurden in den vergangenen Jahren wegen Straftaten gegen den YouTuber verurteilt oder wegen Ordnungswidrigkeiten bestraft. Auch Rainer Winkler selbst geriet in rechtliche Schwierigkeiten und wurde 2022 vom Landgericht Nürnberg-Fürth wegen gewaltsamer Auseinandersetzungen zu einer einjährigen Bewährungsstrafe verurteilt.
Das „Schanzenfest“ 2025 zeigt, dass die Faszination und die Polarisierung rund um den Drachenlord auch nach seinem Wegzug aus Altschauerberg nicht abgeebbt sind. Die Veranstaltung wirft ein Schlaglicht auf die Dynamik von Online-Konflikten, die in reale Aktionen umschlagen, und die Herausforderungen, die solche Menschenansammlungen für die öffentliche Sicherheit darstellen. Für die Polizei war der Einsatz eine logistische Herausforderung, da sie mit begrenzten Mitteln eine große und teils unberechenbare Menschenmenge kontrollieren musste. Für die Anwohner von Altschauerberg und Emskirchen bedeutete das Ereignis erneut eine Belastung, obwohl der Drachenlord selbst nicht mehr vor Ort lebt.
Die Geschichte des Drachenlords bleibt ein Beispiel für die Macht und die Schattenseiten der Internetkultur, in der einzelne Personen zu Symbolen für breite gesellschaftliche Debatten werden können.
