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Die tote Stadt der gierigen Kapitalisten (2)

In den weiten, grünen Mooslandflächen des Afropakontinents fand Sindbad, der Archäologe, ein reiches Feld der Betätigung. Er war ein mittelmäßiger Exoterraaltertumsforscher, der wohl mehr in seiner verzückenden Welt, einer fantasievollen dazu, versank, als den eigentlichen, wenn auch eher anspruchslosen Arbeiten der verschiedenen Institute, die er mit seinen Ausgrabungen und folgenden Analysen beglücken sollte, nachzukommen. 

Sindbad schien von einer sündigen, rastlosen Hektik getrieben, die ihn über das ganze Festland reisen ließ. Er suchte nach dem heiligen Ort. Was auch immer das für ihn war. Zu unserer aller Erstaunen erreichte uns Notiz aus Cera, einer kleinen Solarbesiedlung am Rande des großen Milchsees, südlich von Linolas.

Sindbad wirkte aufgeregt, stammelte förmlich seine Worte, die an Dramatik nichts zu wünschen übrig ließen. Der Sachverhalt, der sich dahinter verbarg, zeigte einen schier sensationellen Fund.

Selbst die Bewohner des ersten Mondkubus schalteten sich in die Übertragungen ein. Zunächst nichts wirklich Spektakuläres, eine steil nach unten führende Erdverwerfung, eine gen 90 Grad zeigende Endlichkeit, die tief unter die bekannte Oberfläche führte. Schimmernde Lichter reflektierten den gemeinen Stein, der wie eine verästelte Ader durch den Körper unseres Planeten zu ziehen schien.

Aufgeregte Stimmen, die nicht verstummen wollten, deren Hall weithin hörbar war.

Ein langer, sehr staubiger Gang folgte, verzweigte sich.

Es schien wie die Überlieferungen aus einer der Pyramiden von Gizeh. Aber es war ein Gebäude aus der Zeit um 2030.

Alles schien konserviert, unberührt und versiegelt, doch so gut erhalten. Zunächst wusste selbst der Fantast Sindbad nichts mit dem Gefundenen anzufangen, mit dem Offenbarten umzugehen.

Von den weit gezogenen Gängen schachtelten sich kleine Stände, an denen noch Mumien regelrecht standen, ihre Waren feilboten, Dinge, deren Sinn wir nicht sofort verstanden.

Es wirkte wie ein Stillleben, inmitten einst gelebter, gewobener Hektik der Tage, die da vergangen waren. 

Nach dem allgemeinen Fleischverbot 2021, als sich die Veganische Partei durchzusetzen vermochte, konnte es nicht gewesen sein. Wir datierten die Zeit auf etwa um 2014 zurück. Papier, in diesen Tagen der häufigste Träger von Information, zerfiel wie Staub in einer lauen Brise. 

Verbrannte, zerstobene Körper, Puppen aus Plastik, denen Kleidungsfasern von den wohl geschwungenen Körpern krümelte. Eine dieser Figuren steht noch heute im naturhistorischen Museum neben der Figur aus dem antiken Athen. Kleine, runde Metallplättchen. EUROS, mit denen man in diesen vergangenen Tagen alles und jeden kaufen konnte. Ein Buch, zerfressen von schwarzem Schimmel, erklärte Miniaturpapiere, die sich Briefmarken nannten. So geisterten die Männer vorbei an Skeletten, blechernen, mit einer meterhohen Staubschicht überzogenen Fahrzeugen mit vorsintflutlichen Elektronabenmotoren, antiken Ionenbatterien. Knochengestellen von domestizierten Hunden. Glänzende Scheiben, von denen seltsame Laute erklangen.

Wahrscheinlich eine Form melodischer Aneinanderkettungen, wie die heutigen Tonungen. Übersetzt hieß das Volksmusik. Was hatte in diesen Tagen ein Volk, eine ethnische Gruppe mit Musik zu tun?

Der weitere Weg führte an ein Portal, nach langen Übersetzungen der künstlichen Nervenknoten aller Universitäten einigten sich unsere Gelehrten auf das Wort Post. Die Farbe schien ein lichtes Gelb, in diesen Tagen dazu gedacht, die Menschen zu animieren, sich sozial zu verbinden.

Sindbad fand Schrift, die er entziffern konnte, nachdem er diese mithilfe der Antikzeichendaten abgeglichen hatte.

Das Jahr war nicht mehr lesbar, aber der Mensch, die Kreatur, nährte sich am eigenen Untergang seiner Zivilisation. Unser Statistikinstrumentarium spielte einen Spaß, um die Fortpflanzung kümmerte sich der Mensch jener Zeit zu 8, um den Tod zu 14, um das Wort Geld, Wirtschaft, Markt zu 76 Prozent.

Der Rest war unverständlich. Kometen aus der Unendlichkeit, die auf die Erde zurasten, welch eine simple, idiotische Vorstellung, kindlich, naiv. 

Auf der gleichen Seite fanden sich Sorgen der Bewohner dieser Tage, gleich, darunter kleine Geschichten, die den Lesern Freude bringen sollten. Sie nannten sie Witze, nicht der Reichtum, sondern die Witze erheiterten selbst uns. Zwei kleine Strophen, die unter all den sich anbahnenden irdischen Katastrophen, wie die Schuld der Päpste und die Verbrechen an den natürlichen Mechanismen des Lebewesens Erde, sich eher wie eine erheiternde Groteske ausnahmen.

Ein Beitrag wirkte besonders belustigend auf jeden, der diesen las. In diesen irrwitzigen Ausführungen wurde die Einfachheit der sogenannten Neandertaler erklärt, als ich den Teil las, die Übersetzung fertigte, erkannte ich, dass sich in der Kultur nur unwesentliche Teile geändert hatten. Der Sprung zum Homo Modernicus Modernicus sollte noch 4500 Jahre dauern. 

Obwohl, die Ideen einiger damaliger Bewohner waren ihrer Zeit und ihrer Bildung weit voraus. Das änderte aber nichts an dem Gesamtbild, dass die Menschheit in den Tagen vor dem kapitalen Zusammenbruch abgab.

Gestern Abend war ich mit Sindbad zum Genießen verabredet. Tatsächlich er kam, was er so alles erzählte, füllte die Nacht. Aber das alles zu einem späteren Zeitpunkt.

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