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Spanien

Versöhnung mit sich selbst – Juan Carlos legt seine Memoiren vor

  • Titelbild: Juan Carlos und  Francesco Franco, Public Domain 

Juan Carlos I., der ehemalige König von Spanien, hat in seinen kürzlich veröffentlichten Memoiren unter dem Titel „Juan Carlos I. von Spanien: Versöhnung“ ein facettenreiches und kontroverses Bild seiner selbst gezeichnet, das von tiefer Verbundenheit mit dem Diktator Francisco Franco über seine Rolle als Retter der Demokratie vor den Putschisten des Jahres 1981 bis hin zu den Vorwürfen als Lobbyist für dubiose Geschäfte reicht.

Geboren 1938 im Exil in Rom als Sohn des Prätendenten auf den spanischen Thron, Juan de Borbón, wuchs Juan Carlos in einer Zeit auf, die von der Schatten der Spanischen Republik und dem Aufstieg Francos geprägt war. Seine Familie, vertrieben durch die Wirren des Bürgerkriegs von 1936 bis 1939, lebte zunächst in Italien, dann in der Schweiz und Portugal, doch Franco, der nach dem Sieg seiner Truppen mit Unterstützung Mussolinis und Hitlers die Diktatur errichtete, sah in dem jungen Bourbonen einen potenziellen Erben.

1947, mit nur neun Jahren, schickte der Vater Juan Carlos nach Spanien, um ihn unter Francos strenger Obhut zu erziehen – eine Entscheidung, die den Jungen in die Fänge eines Regimes warf, das auf Unterdrückung, Zensur und wirtschaftlicher Isolation basierte. Franco, der sich selbst als Regent einer „repräsentativen Monarchie“ sah, formte Juan Carlos bewusst zu einem loyalen Nachfolger: Militärakademien in Saragossa, der Marine und der Luftwaffe prägten ihn, und er lernte, die autoritären Prinzipien des Nationalen Bewegungs zu akzeptieren, das Franco als einziges politisches Instrument etabliert hatte. In seinen Memoiren reflektiert Juan Carlos diese Phase mit einer Mischung aus Dankbarkeit und Distanz; er beschreibt Franco als eine väterliche Figur, vor der er „enormen Respekt“ empfand, dessen „Intelligenz und politisches Gespür“ er bewunderte und der er es verdankte, König geworden zu sein. „Dank ihm konnte ich König sein“, schreibt er, und betont, Franco habe ihn als Nachfolger auserwählt, um ein „offeneres Regime“ zu schaffen – eine Formulierung, die in Spanien hitzige Debatten auslöst, da sie den Diktator, der Tausende Oppositionelle hinrichten ließ und für Jahrzehnte Repression verantwortlich war, in ein milderes Licht rückt. Juan Carlos gesteht ein, dass er in Francos Gegenwart Kritik an ihm nie duldet, was seine tiefe Prägung durch das Regime unterstreicht, auch wenn er später als König genau diese Strukturen zerlegte.Der Tod Francos am 20. November 1975 markierte den Wendepunkt, der Juan Carlos innerhalb von zwei Tagen auf den Thron katapultierte und ihn mit absoluter Macht ausstattete – Macht, die Franco ihm in den Grundgesetzen des Regimes übertragen hatte, inklusive der Befugnis, zu begnadigen oder Todesstrafen zu bestätigen. In seinen Memoiren schildert er diese ersten zwei Jahre als Phase höchster Verantwortung: „Ich hatte alle Vollmachten, aber Gott sei Dank musste ich keine Todesurteile unterzeichnen, sonst hätten mich die Generäle gestürzt.“ Statt die Diktatur zu perpetuieren, wie viele Franco-Anhänger erwarteten, initiierte Juan Carlos eine kontrollierte Transition zur Demokratie. Er ernannte Adolfo Suárez, einen Reformer aus dem Franco-Apparat, zum Ministerpräsidenten, der die Politische Reformgesetze durchdrückte, die Cortes auflöste und freie Wahlen ermöglichte. 1977 legalisierte er sogar die Kommunistische Partei – eine Verhandlung, die er heimlich mit dem rumänischen Diktator Nicolae Ceaușescu führte, um den Exilführer Santiago Carrillo zu kontaktieren. Juan Carlos betont in seinem Buch, dass die Linke damals „die Institutionen respektierte“, und rühmt sich, die Demokratie sei „nicht vom Himmel gefallen“, sondern Ergebnis harter Kompromisse. Die Verfassung von 1978, die per Referendum angenommen wurde, wandelte Spanien in eine parlamentarische Monarchie um, die den Bourbonen-Thron als Symbol der Einheit etablierte, aber die königliche Macht auf Zeremonielles beschränkte. Diese Phase machte Juan Carlos zum Helden: Der Mann, der als Francos Marionette galt, wurde zum Garanten der Freiheit, und seine Memoiren unterstreichen diese Narrative mit Anekdoten aus Geheimgesprächen mit Oppositionellen und Exilanten, die er trotz Francos Argwohns führte.Doch der dramatischste Abschnitt seiner Herrschaft, den Juan Carlos in den Memoiren ausführlich beleuchtet, ist der Putschversuch vom 23. Februar 1981, der als „23-F“ bekannt ist und Spanien an den Abgrund des Rückfalls in die Diktatur brachte.

Eine Gruppe ultrarechter Militärs, darunter der Guardia-Civil-Offizier Antonio Tejero, der mit 200 Bewaffneten das Parlament stürmte und Abgeordnete als Geiseln nahm, sowie der General Alfonso Armada, ein enger Vertrauter des Königs, und Jaime Milans del Bosch, ein Franco-Loyalist aus Valencia, versuchten, die junge Demokratie zu kippen. Sie hielten die Politiker 18 Stunden lang gefangen, feuerten Schüsse in die Decke und forderten ein franconisches Regime mit Juan Carlos als Symbolfigur – einige Putschisten glaubten sogar, der König unterstütze sie stillschweigend, da er als Francos Erbe galt. In seinen Erinnerungen weist Juan Carlos Vorwürfe empört zurück, er habe Sympathien für die Putschisten gehegt; stattdessen beschreibt er die Nacht als Albtraum, in dem er in Uniform vor laufender Kamera auftrat, die Armee zur Treue zur Verfassung aufrief und die Rebellen als Verräter brandmarkte.

„Es gab nicht einen Putsch, sondern drei: den von Tejero, den von Armada und den von gewissen gewählten Francoisten“, schreibt er, und hebt hervor, wie er Generäle telefonisch mobilisierte, um den Umsturz zu ersticken. Seine Intervention rettete die Demokratie und machte ihn endgültig zum „König der Republikaner“, wie Biografen es nennen – ein Moment, der in den Memoiren als Höhepunkt seiner Regentschaft gefeiert wird, obwohl er zugibt, dass die Spannung so groß war, dass er in Tränen ausbrach. Die Putschisten wurden verurteilt, doch Juan Carlos‘ Nähe zu Figuren wie Armada, die ihn als „weißen Elefanten“ – den erhofften Retter – missverstanden, wirft Schatten auf seine Rolle als ultimativer Garant.Der Abstieg, den Juan Carlos in seinen Memoiren mit Reue und Selbstrechtfertigung thematisiert, kulminiert in den Vorwürfen als Lobbyist und Korruptionsverdächtiger, die ihn letztlich ins Exil trieben. Während seiner Herrschaft pflegte er enge Bande zu internationalen Eliten, insbesondere zu Saudi-Arabien: Als Vermittler sicherte er Geschäfte wie den Hochgeschwindigkeitszug-Vertrag zwischen Spanien und dem Königreich, der ihm 2008 angeblich 100 Millionen Dollar von König Abdullah einbrachte – Geld, das er in Schweizer Offshore-Konten parkte und 2012 seiner Geliebten Corinna zu Sayn-Wittgenstein zufließen ließ. In den Memoiren räumt er ein: „Es war ein Geschenk, das ich nicht wusste, wie ich ablehnen sollte – ein schwerer Fehler.“ Er gesteht, „schlechte Gesellschaft“ gehalten und „unangemessene Geschenke“ angenommen zu haben, die ihn zu einem Lobbyisten für arabische Investoren machten, und betont, nie seinen Sohn Felipe eingeweiht zu haben. Skandale wie der Elefantenjagd-Safari in Botswana 2012, finanziert von einem saudi-arabischen Lobbyisten, während Spanien in der Rezession litt, und die Korruptionsaffäre seiner Tochter Cristina zerstörten sein Image. 2014 dankte er ab, 2020 ging er ins Exil nach Abu Dhabi, wo er heute lebt – gedemütigt, wie er schreibt, weil der 50. Jahrestag seiner Thronbesteigung ohne ihn gefeiert wird. Dennoch enden die Memoiren mit einem Plädoyer für Versöhnung. Er habe viele enttäuscht, sei Opfer seiner Schwächen gewesen, doch Spanien schulde Franco und der Transition Anerkennung. Dieses Buch, geschrieben mit Laurence Debray, ist kein reines Schuldbekenntnis, sondern ein Versuch, das Vermächtnis eines Mannes zu retten, der von Francos Zögling zum Demokraten und dann zum Gefallenen wurde – eine Geschichte voller Widersprüche, die Spanien bis heute spaltet.

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