Die Operation zur Identifizierung und Neutralisierung der Drohnen war noch im Gange, während Bodeneinheiten nach Trümmern suchten, um weitere Erkenntnisse zu gewinnen. Die polnische Regierung unter Ministerpräsident Donald Tusk berief eine Sondersitzung ein, um die Lage zu bewerten, und informierte die NATO-Führung in Brüssel. Verteidigungsminister Władysław Kosiniak-Kamysz betonte, dass die Heimatschutz-Einheiten angewiesen wurden, die Bevölkerung zu schützen und Funde von Drohnentrümmern der Polizei zu melden, ohne dass sich Bürger diesen nähern sollten.
Bereits am 20. August 2025 war eine russische Drohne, vermutlich ein Shahed-Modell mit einem chinesischen Motor, im ostpolnischen Dorf Osiny nahe Łuków abgestürzt und explodiert, was Schäden an Wohnhäusern verursachte, jedoch keine Verletzten forderte. Polens Verteidigungsminister Kosiniak-Kamysz bezeichnete diesen Vorfall als „weitere Provokation“ Russlands, insbesondere da er zu einem Zeitpunkt stattfand, an dem Friedensgespräche im Ukraine-Konflikt liefen. Die polnische Polizei fand verbranntes Metall und Plastikteile, und die Behörden gingen zunächst davon aus, dass keine Luftraumverletzung registriert wurde, was Zweifel an der Effizienz der polnischen Luftverteidigung aufwarf. Ein Artikel vom 28. August 2025, veröffentlicht von einem tschechischen Nutzer in den sozialen Netzwerken, wies auf Schwächen im polnischen Drohnenerkennungs- und Störsystem hin, das als ineffektiv kritisiert wurde, während das Verteidigungsministerium versuchte, diese Probleme zu vertuschen. Solche Vorfälle verstärken die Besorgnis in Polen, das als wichtiger Unterstützer der Ukraine und logistischer Knotenpunkt für westliche Militärhilfe eine zentrale Rolle im Konflikt spielt.
Die wiederholten Luftraumverletzungen, insbesondere in den Wochen vor dem 10. September, hatten Polen bereits veranlasst, seine Verteidigungspolitik zu verschärfen. Verteidigungsminister Kosiniak-Kamysz kündigte an, Drohnen künftig konsequent abzuschießen, wenn dies vertretbar sei, und die Alarmbereitschaft der Luftabwehr wurde auf das höchste Niveau gehoben. Die ukrainische Luftwaffe hatte vor dem jüngsten Vorfall gewarnt, dass Drohnen in Richtung der polnischen Stadt Zamość und des Flughafens Rzeszow unterwegs seien, einem wichtigen Umschlagplatz für NATO-Hilfsgüter. Diese Warnung wurde später von ukrainischer Seite gelöscht, was Spekulationen über die Koordination zwischen Polen und der Ukraine nährte. Der polnische Luftraum war in den vergangenen Monaten mehrfach verletzt worden, ohne dass es zu Verletzten kam, doch die jüngsten Ereignisse waren die ersten, bei denen russische Drohnen aktiv über NATO-Territorium abgeschossen wurden, was Tusk als beispiellos bezeichnete.
Die Vorfälle werfen Fragen zur Effektivität der polnischen und NATO-Luftverteidigung auf, insbesondere angesichts der Nähe des Konflikts an der Grenze zu Belarus, einem engen Verbündeten Russlands, das am 13. September 2025 mit groß angelegten Militärübungen namens „Sapad“ begann, an denen rund 43.000 Soldaten beteiligt waren, einschließlich Übungen mit russischen Atomwaffen und Hyperschallraketen. Polen reagierte darauf mit der Ankündigung, seine Grenze zu Belarus ab Mitternacht des 13. September vorübergehend zu schließen. Die NATO-Partner nehmen die Vorfälle ernst, und die Verteidigungsminister von Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Polen trafen sich am 10. September in London, um im sogenannten E5-Format über weitere Unterstützung für die Ukraine und Sicherheitsgarantien zu beraten. Die Ereignisse unterstreichen die prekäre Sicherheitslage an der NATO-Ostflanke und die Herausforderung, auf russische Provokationen zu reagieren, ohne eine direkte Eskalation des Konflikts zu riskieren.
