Ursprünglich stammt die Braune Violinspinne aus dem Mittelmeerraum, insbesondere aus Südeuropa und Nordafrika. Durch menschliche Aktivitäten, wie den internationalen Handel und Reisen, wurde sie jedoch weltweit verbreitet und ist mittlerweile auch in Regionen wie Nordamerika, Südostasien, Australien und auf einigen pazifischen und atlantischen Inseln anzutreffen.
Die Violinspinne ist eine nachtaktive Jägerin, die sich hauptsächlich von kleinen Insekten wie Silberfischen oder Kakerlaken ernährt. Sie ist nicht aggressiv und beißt nur, wenn sie sich bedroht fühlt, etwa wenn sie versehentlich in Kleidung oder Bettwäsche gerät oder bei direktem Kontakt mit der menschlichen Haut. Ihr Biss ist tückisch, da er zunächst oft schmerzlos ist oder nur als leichter Stich wahrgenommen wird. Symptome wie Juckreiz, Rötungen oder kleine Pusteln treten häufig erst nach einigen Stunden auf. Das Gift der Violinspinne enthält das Enzym Sphingomyelinase D, das in seltenen Fällen Gewebezerstörung (Nekrosen) verursachen kann. Diese Nekrosen führen zu tiefen, schwer heilenden Wunden, die sich entzünden können. In den meisten Fällen bleiben die Symptome jedoch mild und heilen ohne Komplikationen ab. Schwere Verläufe, die zu septischem Schock oder Multiorganversagen führen, sind äußerst selten, können aber insbesondere bei Kindern, älteren Menschen oder Personen mit Vorerkrankungen wie Diabetes oder Allergien auftreten. Zusätzlich können durch den Biss Bakterien in die Wunde gelangen, was das Risiko für Infektionen bis hin zur Blutvergiftung erhöht.
In Italien sorgten im Sommer 2024 zwei Todesfälle für Schlagzeilen, die mutmaßlich mit Bissen der Braunen Violinspinne in Verbindung stehen. Ein 52-jähriger Mann starb auf Sizilien wenige Tage nach einem Biss, den er zunächst für einen harmlosen Insektenstich hielt, an den Folgen einer Herzrhythmusstörung. Ein weiterer Fall betraf einen 23-jährigen Mann in Apulien, der einen Monat nach einem Biss an einem septischen Schock und Organversagen verstarb. Beide Fälle wurden medial stark aufgegriffen, jedoch gibt es Zweifel an der eindeutigen Zuordnung zur Violinspinne, da direkte Beweise oft fehlen. Ein weiterer dokumentierter Vorfall ereignete sich 2021 auf Ibiza, wo einem britischen Urlauber nach einem Biss zwei Finger amputiert werden mussten. Diese Fälle verdeutlichen, dass die Violinspinne trotz ihrer Seltenheit potenziell gefährlich ist, insbesondere wenn ein Biss unbehandelt bleibt.
Ein spezifisches Gegengift gegen den Biss der Violinspinne existiert nicht. Bei Verdacht auf einen Biss wird empfohlen, die Wunde gründlich mit Wasser und Seife zu reinigen und die betroffene Stelle zu kühlen. In schweren Fällen ist eine ärztliche Behandlung erforderlich, bei der immunmodulierende Medikamente wie Kortison oder Antihistaminika eingesetzt werden können, um das Immunsystem zu unterstützen. Experten raten dazu, bei Reisen in betroffene Regionen Vorsichtsmaßnahmen zu treffen, wie das Ausschütteln von Kleidung und Schuhen sowie das Überprüfen von Betten und ungenutzten Ecken in Wohnräumen. In Häusern können Maßnahmen wie das Verschließen von Rissen in Wänden, das Anbringen von Fliegengittern und regelmäßiges Entfernen von Spinnweben das Risiko minimieren, auf eine Violinspinne zu treffen.
Obwohl die Violinspinne in den Medien oft als tödliche Gefahr dargestellt wird, betonen Fachleute von der Giftnotrufzentrale im Gemelli-Krankenhaus in Rom, dass schwere Komplikationen selten sind. Die Spinne ist scheu und meidet den Kontakt mit Menschen. Dennoch ist es wichtig, ihre Existenz zu kennen und sie von harmlosen Spinnenarten zu unterscheiden, insbesondere in beliebten Urlaubszielen im Mittelmeerraum. In Deutschland bleibt das Risiko derzeit gering, da die kalten Winter die Etablierung der Art erschweren. Dennoch sollte man wachsam bleiben, da die zunehmende Erwärmung und Globalisierung die Ausbreitung der Violinspinne begünstigen könnte.
