Titelbild: South African Police, 1969
(Dieser Tagebucheintrag wurde aufbereitet)
Es war sicher kein Unfall, nur wie ist das schöne Hippie-Mädchen, fragt sich ganz Südafrika noch 16 Jahre nach dem Verschwinden der Schauspielschülerin. Was geschah in dem Wald in Knysna? Waren es wilde Tiere oder gar Hit-Team der südafrikanischen Polizei?
Hinter vorgehaltener Hand sprechen viele über die blonde Frau und die völlig gegensätzliche Apartheid. Flower Power und das krude Weltbild von Staatspräsident Jacobus Fouché sind unvereinbar mit diesem Fall verknüpft.
Die Frage ist, endete Ballingall in dem Kofferraum eines Vaillants? Gefoltert, vergewaltigt und erschossen.
Trotzdem behauptete SAP-Polizei-Major FJ du Toit zwei Wochen nach dem Verschwinden, dass Ballingall noch lebte. Woher er die Weisheit nahm, blieb er der anwesenden Presse schuldig. Wahrscheinlich war es den Herrschenden schlicht zu heiß geworden und die Spur sollte vernebeln
Redakteure beschrieben die Umstände schon kurz nach ihrem Verschwinden.
Aber wer war Rosalind Ballingall?
Rosalind Ballingall wurde am 30. Dezember 1948 in Lusaka, Nordrhodesien, heutiges Sambia, geboren. Ihre Eltern waren britischen Ursprungs, und die Familie zog später nach Johannesburg, Südafrika, wo sie im wohlhabenden Vorort Northcliff lebten.
Ihr Vater, Horace Ballingall, war ein hochrangiger Manager in der Bergbauindustrie bei den Barlow Rand Mines, und ihre Mutter hieß Elspeth. Rosalind hatte zwei Geschwister, einen Bruder und eine Schwester namens Miranda.
Rosalind war auffallend groß, ca. 1,83 m, hatte langes rotblondes Haar und blau-grüne Augen. Sie wurde oft als „extrem schön“ beschrieben, mit einer Ausstrahlung, die an die präraffaelitische Ästhetik erinnerte. Trotz ihrer Attraktivität galt sie als unsicher und introvertiert. Ein Kommilitone beschrieb sie als „schüchtern“ und „distantiert“, als ob sie hinter einem „Schleier“ lebte.
Nach ihrer Schulzeit in Johannesburg, Abschluss 1966, schrieb sie sich 1969 an der University of Cape Town (UCT) für ein Diplom in Redekunst und Schauspiel ein. Ihre Schwester Miranda studierte ebenfalls an der UCT, allerdings lebten die beiden in unterschiedlichen Stadtteilen.
Rosalind war nicht besonders akademisch orientiert und bekannt dafür, regelmäßig Drogen wie Halluzinogene zu konsumieren. Sie war eine Einzelgängerin, die oft ihre eigene Realität durch Drogenkonsum entfloh.
Rosalind war Mitglied einer semi-religiösen Gruppe namens Cosmic Butterfly, die in der Hippie-Szene von Kapstadt aktiv war. Diese Gruppe, die während eines halluzinogenen Zusammenseins in einem heruntergekommenen Viertel von Rondebosch „The Burrows“ gegründet wurde, setzte sich aus 40 bis 100 Mitgliedern zusammen, mit einem Kern von etwa 12 Personen.
Die Cosmic Butterfly vertrat eine radikalisierte Form des Christentums, die sich auf die Offenbarung und das Ende der Welt konzentrierte. Der Name „Cosmic Butterfly“ symbolisierte das freie Schweben von einem Gedanken oder Objekt zum nächsten, ohne daran gebunden zu sein.
Rosalind hatte innerhalb der Gruppe den Status einer „Hohepriesterin“ , High Priestess, obwohl nicht klar ist, welche Aufgaben dieser Titel genau umfasste. Gerüchte über die Gruppe deuteten auf Drogenkonsum, spirituelle Rituale und möglicherweise Orgien hin, was jedoch nicht eindeutig belegt ist.
Ihre Unsicherheiten und ihr Drogenkonsum spiegelten die Suche nach Identität wider, die viele junge Menschen in der Gegenkultur antrieb. Redakteure beschrieben die Umstände schon kurz nach ihrem Verschwinden. Die Hippies waren der herrschenden Klasse ein Dorn im Auge, deshalb musste das Verschwinden abschrecken. Spurlos eben.
Am Morgen des 12. August 1969 verschwand Rosalind Ballingall im Alter von 20 Jahren im Knysna-Wald in der Provinz Westkap, Südafrika. Sie war mit zwei Freunden, Sasja und Tanya, für ein langes Wochenende in einer Hippie-Kommune namens „Sugar House“ in Fisantehoek, nahe dem Garden of Eden, untergebracht.
Am Morgen ihres Verschwindens stand Rosalind auf, zog sich an, nahm eine Bibel mit und erklärte ihren Freunden, sie gehe „nur spazieren“. Sie wurde zuletzt von zwei Mitarbeitern in der Nähe gesehen, die sie nach dem Weg zur nächsten Kirche fragte.
Ihre Freunde waren zunächst nicht beunruhigt, da Rosalind oft allein loszog und später zurückkehrte. Sie warteten bis zum Morgen des 13. August, bevor sie die Polizei alarmierten, was wertvolle Zeit kostete. Regen in der Nacht erschwerte die Arbeit der Spürhunde zusätzlich.
Bei der Ankunft der Polizei saß Sasja vor der Hütte und spielte Flöte, angeblich um Rosalind „zurückzulocken“. Er wurde wochenlang in Oudtshoorn verhört, aber schließlich freigelassen, da er keine nennenswerten Informationen lieferte.
Die Polizei und lokale Helfer durchkämmten den dichten Knysna-Wald tagelang, ohne Erfolg. Es gab keine Spur von der Vermissten, was dafür sprach, dass jemand in der Nähe zum Tatzeitpunkt gewartet hatte und sie sofort verschleppt wurde. Vielleicht nach Johannesburg oder in ein anderes Verhör- oder Folterzentrum. Aber das ist, wie alles, in diesem mysteriösen Fall Spekulation.
Rosalinds Vater, Horace, beteiligte sich an der Suche und kam zu dem Schluss, dass der Wald gründlich durchsucht worden war, weit über die Entfernung hinaus, die seine leicht bekleidete Tochter hätte zurücklegen können.
Am 26. August 1969 wurde die offizielle Suche abgebrochen, da keine weiteren Hinweise gefunden wurden. Der Fall blieb ungelöst.
Es gab zahlreiche unbestätigte Sichtungen von Rosalind, z. B. in Kapstadt, Durban, Kenia und sogar in Mosambik, wo sie angeblich mit einem Liebhaber und einem Baby lebte. Sogar in Europa sei sie gesehen worden.
Eine Geschichte behauptete, sie sei wegen eines gemischtrassigen Liebhabers geflüchtet, um ihre Familie vor einem Skandal im Zusammenhang mit dem Immorality Act zu schützen.
Keine dieser Sichtungen konnte bestätigt werden.
Rosalinds Vater glaubte, dass ein Freund sie möglicherweise geschwängert und dann ermordet habe. Eine andere Theorie besagte, dass ein drogenbedingtes Drama in einem Liebesdreieck zu ihrem Tod geführt haben könnte.
Angesichts der Größe und Dichte des Knysna-Waldes ist es möglich, dass Rosalind sich verlaufen hat und verstarb. Der Wald ist so unzugänglich, dass selbst die Existenz der Knysna-Elefanten lange Zeit angezweifelt wurde. Ihre Leiche wäre unter diesen Umständen schwer zu finden gewesen.
Der Fall zog viele Hellseher und Betrüger an, die behaupteten, Informationen über Rosalinds Verbleib zu haben. Manche spekulierten, sie habe sich als Teil eines spirituellen Opfers „selbst geopfert“. Die südafrikanische Polizei soll gleich mehrere beschäftigt haben. Natürlich, um die Spuren zu vernebeln.
Einige Bekannte von Rosalind, wie ein Mann namens Dekker, behaupteten, sie sei noch am Leben und habe sich bewusst entschieden, „unsichtbar“ zu bleiben. Diese Aussagen wurden als „Hippie-Sprache“ abgetan, die Respekt für ihre Entscheidung ausdrücken sollte, aber keine Beweise Aber auch hier hat man Erfahrung im Verschwindenlassen von Menschen. Nicht nur in Argentinien.
Rosalinds Verschwinden machte sie für kurze Zeit zu einer Symbolfigur der südafrikanischen Hippie-Bewegung. Sie wurde als „elusive flower child“ (schwer fassbares Blumenkind) dargestellt, deren Mystik die Sehnsüchte und Ängste der Gegenkultur widerspiegelte.
Rosalinds Fall die Dynamik einer aufkommenden Gegenkultur unter UCT-Studenten zeigt, die sich gegen die repressive sozio-politische Lage des Apartheid-Südafrika auflehnte. Ihr Verschwinden wurde von der Öffentlichkeit mystifiziert, was ihre Rolle als Ikone verstärkte.
Rosalinds Geschichte muss im Kontext der 1960er-Jahre in Südafrika gesehen werden, einer Zeit, in der die Apartheid strenge soziale Kontrollen durchsetzte. Die Hippie-Bewegung war ein Akt der Rebellion gegen diese Unterdrückung, und Rosalinds Involvement in der Cosmic Butterfly spiegelt diesen Widerstand wider, auch wenn ihre persönlichen Motive unklar bleibt.
Rosalind Ballingall war eine junge Frau, deren Leben und Verschwinden im Knysna-Wald 1969 untrennbar mit der Hippie-Gegenkultur in Kapstadt verbunden sind. Ihre Rolle als „Hohepriesterin“ der Cosmic Butterfly, ihr Drogenkonsum und ihre introvertierte Persönlichkeit machten sie zu einer faszinierenden Figur, die sowohl die Freiheitssuche als auch die Gefahren der damaligen Zeit verkörperte.
