Beispielbild, @AmerAlZahrani via Twenty20
Geschichte

Eingemauert – das Schicksal des Hadj Mohammed Mesfewi

Geschichte wiederholt sich immer wieder. Die Welt sah schon einmal mit Abscheu auf moslemische Bestrafungs-Rituale, die internationale Proteste hervorriefen. Wenige unternahmen etwas dagegen.
Der IS, der an Grausamkeit nicht mehr zu überbieten ist, wird ein Phänomen seiner Zeit bleiben.

In unserer Geschichte, heute, schreiben wir das Jahr 1906.

Die Konferenz von Algeciras ist ein paar Wochen her, die deutsche Außenpolitik hatte nach der ersten Marokkokrise zum diplomatischen Stell- Dich-Ein in das Hotel „Reina Christina“ in der andalusischen Hafenstadt gebeten. Am 7. April nach zahllosen Verhandlungsrunden im trauten Kreis der Kolonialherren wurde die Akte unterschrieben.

Doch da war noch die Geschichte eines Schusters aus Marokko, die in diesen Tagen das Geschehen in den Nachrichten bestimmte. Nicht, weil Mesfewi 36 Frauen ermordet haben sollte, sondern wegen des folgenden Richterspruches, der wahre Proteststürme in der Weltöffentlichkeit hervorrief. So sehr, dass der Sultan, der Marokko in diesen Tagen regierte, sich dem internationalen Druck beugen musste.
Mesfewi war ein Mörder, das war und ist unbestritten. Nur wenige Zeitdokumente sind erhalten. Wie die damalige marokkanische Justiz allerdings zu dem Geständnis kam, konnte sich der aufmerksame Zeitgenosse denken, darüber gesprochen wurde nicht. Natürlich durch Folter.
Mesfewi hatte Frauen über Jahre hinweg mit dem gleichen Trick in die tödliche Falle gelockt, indem er diese zum Essen einlud, sie mit einem Betäubungsmittel vergiftete und das fast komatöse Opfer ausraubte, danach verstümmelte, wohl wurde er von einer 70-jährigen Frau unterstützt, über deren Schicksal nur wenig bekannt ist.

Die Leichen begrub später an seinem kleinen Schuhhandel, weitere Opfer auf einem Grundstück, das seiner Familie gehörte. Seine Taten beging er aus Habgier.

Marokkaner heute geben sich sehr zugeknöpft, wenn man sie nach dem Schuster und dem öffentlichen Briefschreiber fragt, als der Mesfewi vor seinem Schuldspruch noch agierte.

Der Korrespondent des „„The Times And Democrat“ schrieb am 28. Juni 1906, als das schaurige Spiel ein Ende hatte, über die Verwicklungen, die die Hinrichtungsmethode nun hervorgerufen hatte.

Zahlreiche Korrespondenten dieser Tage berichteten von dem schaurigen Ritual, mit dem der Delinquent ständig am Leben gehalten wurde, damit er am nächsten Tag in der Lage war, die weiteren Hiebe entgegenzunehmen. Er wurde mit Öl und Essig eingerieben. So ging das einen Monat.

Währenddessen gab es Überlegungen in der marokkanischen Innenpolitik, von dem Urteil der Kreuzigung abzusehen.

Stattdessen war man sich nicht zu schade, vor dem fast hysterischen Volk, das sich um die Hinrichtungsstätte von Mesfewi versammelt hatte, den mörderischen Zeitgenossen einzumauern. Er konnte sich nicht setzten, nicht stehen, und wurde schlicht zum Verhungern und Verdursten eingemauert. Geschwächt von der Qual der Peitschenhiebe, die man schon verringert hatte, um der rufenden und schreienden Menge ein Schauspiel zu bieten, verschwand er im Dunklen. Der Henker brachte ihm noch Brot und Wasser, dann wurde Mesfewi seinem Schicksal überlassen.

Zwei Tage hörte man aus dem dunklen, gemauerten Loch noch Schreie. Wimmern nach Gnade, dann starb der Delinquent einen qualvollen Tod.

Nach damaligem Verständnis war der Gerechtigkeit Genüge getan worden. Die Menge schien enttäuscht, dass das Schicksal des Mörders besiegelt worden war.

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