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Iran

Landesweite Proteste im Iran

Titelbild: Beispielbild Pixabay Teheran 

Die Proteste in Iran haben eine lange Geschichte und spiegeln tiefe gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Unzufriedenheit wider, die sich in den letzten Jahren immer wieder in landesweiten Aufständen entladen hat. Der Auslöser für die wohl bekannteste und intensivste Protestwelle war der Tod der 22-jährigen kurdischen Iranerin Mahsa Jina Amini im September 2022. Sie wurde von der sogenannten Sittenpolizei in Teheran festgenommen, weil sie angeblich den obligatorischen Hijab nicht richtig getragen hatte, und starb kurz darauf in Polizeigewahrsam unter verdächtigen Umständen – Berichte sprachen von schweren Kopfverletzungen durch Schläge, was die Behörden jedoch bestritten. Ihr Tod löste sofortige Proteste in ihrer Heimatstadt Saqqez aus, wo Frauen öffentlich ihre Kopftücher abrissen, und breitete sich rasch auf das ganze Land aus.

Innerhalb weniger Wochen entwickelte sich daraus die „Woman, Life, Freedom“-Bewegung (auf Persisch und Kurdisch: „Zan, Zendegi, Azadi“), ein Slogan mit kurdischen Wurzeln, der nicht nur gegen die Zwangsverschleierung, sondern gegen die gesamte Unterdrückung von Frauen, Minderheiten und der Gesellschaft durch das islamische Regime gerichtet war.

Die Proteste waren von einer beispiellosen Breite geprägt: Frauen, Jugendliche, Schülerinnen, Arbeiter und Angehörige ethnischer Minderheiten wie Kurden und Belutschen gingen auf die Straßen, forderten Freiheit, Gleichberechtigung und sogar den Sturz des Regimes.

In über 150 Städten kam es zu Demonstrationen, Streiks und Konfrontationen mit Sicherheitskräften, die mit Tränengas, Schüssen und Massenverhaftungen reagierten. Die Regierung schränkte das Internet massiv ein, um die Koordination zu behindern, und ging brutal vor – Menschenrechtsorganisationen dokumentierten Hunderte Tote, Tausende Verletzte, Folter in Gefängnissen und sogar Hinrichtungen von Protestierenden. Bis Frühjahr 2023 ebbten die Massenproteste allmählich ab, ohne dass grundlegende Veränderungen am politischen System eintraten, doch die Bewegung hinterließ bleibende Spuren: Viele Frauen in städtischen Gebieten tragen seither offen keinen Hijab mehr, was zu einer stillen, aber anhaltenden Form des Widerstands wurde. Die UNO und internationale Beobachter stuften Teile der Repression als Verbrechen gegen die Menschlichkeit ein, und bis 2025 wurden weitere Berichte über fortgesetzte Verfolgungen, Hinrichtungen und Überwachung veröffentlicht. Drei Jahre nach Aminis Tod, im September 2025, erinnerten Aktivisten weltweit an die Bewegung, die die iranische Gesellschaft nachhaltig verändert hat – sie hat das Bewusstsein für Frauenrechte und Freiheit geschärft, auch wenn die harte Linie des Regimes anhält. 

Ab Ende Dezember flammten erneut die größten Proteste seit 2022 auf, diesmal primär ausgelöst durch eine dramatische Wirtschaftskrise. Die iranische Währung, der Rial, brach auf Rekordtiefs ein, erreichte Kurse von über 1,4 Millionen Rial pro US-Dollar, die Inflation kletterte auf über 42 Prozent, Lebensmittelpreise explodierten um bis zu 72 Prozent, und viele Familien konnten grundlegende Bedürfnisse kaum noch decken. Begonnen haben die Demonstrationen in Teheran mit Streiks von Händlern und Basarhändlern, die ihre Läden schlossen und gegen steigende Preise, Mieten und geplante Steuererhöhungen protestierten. Rasch breiteten sich die Unruhen auf andere Städte wie Isfahan, Shiraz, Mashhad, Hamadan und sogar entlegenere Regionen aus, Studenten an Universitäten schlossen sich an, und Slogans wie „Azadi“ (Freiheit) oder „Wir haben keine Angst, wir sind zusammen“ mischten sich mit regimekritischen Parolen. Sicherheitskräfte setzten Tränengas ein, es kam zu Zusammenstößen, doch Präsident Pezeshkian signalisierte unerwartet Dialogbereitschaft und sprach von „legitimen Forderungen“, die angehört werden sollten. Diese Proteste, die bis zum Jahresende 2025 andauern, verbinden wirtschaftliche Not mit tieferer politischer Frustration und erinnern stark an frühere Wellen, zeigen aber auch, dass die Unzufriedenheit im Land trotz Repression nicht erloschen ist und jederzeit wieder aufflammen kann.

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